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Archiv-Artikel

Jobgarantie unter Vorbehalt

SPEDITEURE In Zeiten der Weltwirtschaftskrise setzen Bremer Logistikunternehmen auf Kurz- und Leiharbeit. Einzelne Spediteure haben allerdings schon Fahrer entlassen

In der Wachstumspause kann Outsourcing eine Rolle spielen

VON TERESA HAVLICEK

Wesentlich stärker als die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise schmerzen Bremens Speditions- und Logistikunternehmen politische Maßnahmen wie die Erhöhung der LKW-Maut und die Einführung der Umweltzone in der City zum Jahresbeginn. Das war der Tenor auf der jährlichen Pressekonferenz des Vereins Bremer Spediteure (VBSP) am Donnerstag.

Die Unternehmen verzeichnen beim Containerumschlag im Vorjahresvergleich einen Rückgang um ein Viertel, beim Luftfrachtumschlag um gut 30 Prozent. Seit März sei aber ein Ende der Talfahrt in Sicht. Für die zweite Jahreshälfte werden in allen Bereichen – im Land-, Luft- und Seeverkehr – wieder steigende Transportvolumina erwartet, berichtete der Verband.

Vor allem der Jahreswechsel entwickelte sich demnach dramatisch: Das Frachtvolumen in der Luftfahrt etwa sei um 22,6 Prozent gefallen, sagte der Vorsitzende des VBSP Thomas W. Herwig. Im Landverkehr habe es im Dezember „über Nacht“ Einbußen von bis zu 30 Prozent gegeben, fügte sein Stellvertreter Simon Reimer hinzu. Die Krise sei damit auch bei den meist mittelständischen LKW-Spediteuren angekommen. „Die Erhöhung der LKW-Maut und die Einführung der Umweltzone tun ihren Beitrag dazu“, sagte Reimer. Die Maut sei zu Jahresbeginn für die Unternehmen um bis zu 50 Prozent gestiegen, mit der Umweltzone mussten viele ihre Wagenflotten umrüsten oder erneuern. „Und das in solchen Zeiten“, klagte Reimer. Für den Vereinsvorsitzenden Herwig ist die Mauterhöhung gar „volkswirtschaftlicher Irrsinn“. Ein Aufschub wäre aus seiner Sicht eine willkommene Maßnahme gegen die Konjunkturflaute gewesen.

Die Bremer Unternehmen selbst würden „sehr vorsichtig“ auf die Wirtschaftskrise reagieren, sagte Herwig. Personalabbau sei das „letzte Mittel“. Zumindest bis Herbst seien die Jobs sicher. Bislang setze man auf Leih- und Kurzzeitarbeit oder lasse Überstunden und Urlaub abfeiern. Einzelne Speditionen hätten indes Lasterfahrer entlassen. „Die Erwartung der Firmen ist aber, dass der Knick nicht von langer Dauer ist“, so Herwig.

Er deutet Wachstumszahlen in China, Indien und einzelnen Ländern Lateinamerikas von fünf bis acht Prozent als Zeichen, dass die Transportaufträge auch in Bremen wieder steigen werden. Die „Wachstumspause“ bis dahin wolle man nutzen, um in die Infrastruktur zu investieren und interne Abläufe zu überarbeiten. Auch Outsourcing könne sich dabei positiv auswirken.

Die Ausbildungsquote der Branche bleibe indes stabil. 285 neue Azubis hätten Bremens Speditions- und Logistikunternehmen 2008 eingestellt. Die Berufsschulen rechneten auch für das kommende Schuljahr ab dem Sommer mit 250 neuen SchülerInnen, erklärte Robert Völkl, VBSP-Geschäftsführer. Er gehe davon aus, dass die neuen Azubis nach dem Ende ihrer Ausbildung in zwei bis drei Jahren von den Unternehmen übernommen werden. „Wenn die Konjunktur dann wieder angesprungen ist“, sagte Völkl, „werden diese Fachleute auch gebraucht“.