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Archiv-Artikel

Armut macht reich

Die Kölner Montagsdemo prangert diesmal den Reichtum an. Als Gastredner dabei: der Publizist Werner Rügemer

KÖLN taz ■ Diese Woche waren die Kölner Montagsdemonstrierer nicht unter sich. Zur Unterstützung hatten sie den Publizisten Werner Rügemer als Redner eingeladen. Der hatte viel Aufmunterndes für die „kleine Kölner soziale Urgemeinde“ parat, wie er die rund 90 Demonstranten auf der Domplatte liebevoll begrüßte: „Es müssten sehr viel mehr Menschen hier demonstrieren“, befand er, „nicht nur die von Hartz Betroffenen, sondern alle Beschäftigten“.

Ziel der Montagsdemo war diesmal das dem Oppenheim/Esch-Fonds gehörende Rathaus in Deutz. „Die Stadt Köln wohnt beim reichsten Mann der Stadt zur Miete“, spottete Rügemer, das habe schon „hohen symbolischen Wert“. Er erinnerte daran, dass der damalige Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier den Mietvertrag über das Rathaus mit dem Oppenheim/Esch-Fonds abgeschlossen habe, um dann nach seinem Ausscheiden eben dort Geschäftsführer zu werden. Der von ihm ausgehandelte Mietvertrag sei „der ungünstigste, der je in Köln abgeschlossen wurde, – jedenfalls für den Mieter“, so Rügemer.

Für den Korruptionsexperten ist das Rathaus ein klassisches Beispiel dafür, dass „die Armut der einen der Reichtum der anderen“ ist. Der „Verarmung der Arbeitskraft“ unten stünden legale „Zugriffsmöglichkeiten“ auf Zuschläge, Aktien oder Beraterverträge oben gegenüber, die in den letzten Jahren „erheblich erweitert“ worden seien.

Solche Zusatzverdienste für die Reichen und Mächtigen, konkret die Vergütung der Ratsherren, die in den Aufsichtsräten stadteigener Firmen sitzen, prangerte am Offenen Mikrofon Ratsherr Claus Ludwig (gemeinsam gegen sozialraub) an. Für gerade mal 16 Aufsichtsratssitzungen im Jahr bekomme ein Ratsherr 5.000 Euro, das sei nichts anderes als eine „Einstiegsdroge in den Kölschen Klüngel“, kommentierte Ludwig. Dirk Eckert