Ein Hauch von Mitbestimmung

Heute wird an der Uni Köln ein neuer Rektor gewählt. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl. Möglicherweise sind die Stimmen der studentischen Senatoren entscheidend

KÖLN taz ■ Normalerweise eine reine Formalität, verspricht die Wahl des neuen Rektors der Kölner Universität dieses Jahr spannend zu werden. Zum ersten Mal seit langem stellen sich heute im Senat zwei Kandidaten für den höchsten Posten der Universität zur Wahl. Die vierjährige Amtszeit des derzeitigen Rektors Tassilo Küpper endet mit dem Wintersemester. Anwärter auf seine Nachfolge sind der Germanist Walter Pape und der Physiker Axel Freimuth.

Dieses Mal konnten sich die Professoren offenbar nicht, wie sonst üblich, schon im Vorfeld auf einen Kandidaten einigen. Im Senat, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Universität, sitzen zwar Vertreter aller universitären Gruppen. Die Professoren aber haben die absolute Mehrheit, könnten also bei Einigkeit alleine über den Rektorenposten entscheiden.

In diesem Jahr kommen die entscheidenden Stimmen möglicherweise von den Vertretern der Studierenden. Markus Struben, einer der beiden studentischen Senatoren, bewertet indes beide Kandidaten kritisch: „Aus studentischer Sicht stellen beide keine Traumbesetzung dar“, so Struben, der für die Fachschaften der Philosophischen Fakultät im Senat sitzt, zur taz. Weder Pape noch Freimuth hätten sich ernsthaft gegen Studiengebühren ausgesprochen, kritisiert der Studentenvertreter.

Freimuth habe sich als leistungsbewusster und wettbewerbsorientierter Modernisierer gegeben, der nach rein ökonomischen Kriterien vorgehe, so Struben. Pape sei dagegen noch eher dem humanistischen Ideal der Volluniversität verhaftet, außerdem könnte eine Wahl von Pape das Machtgleichgewicht an der Universität leicht zu den von Kürzungen am meisten betroffenen Fächern verschieben. Allerdings sei Pape die treibende Kraft hinter den derzeitigen Plänen zur Schließung des Faches Indologie gewesen. Dies habe ihn die Sympathien vieler Fachschaften gekostet.

Immerhin gebe es diesmal die Wahl des kleineren Übels, kommentiert Struben. Bei den letzten Rektorenwahlen hätten die Vertreter der Fachschaften stets automatisch mit „Nein“ gestimmt, weil sie die undemokratisch ausgekungelten Kandidaten nicht zusätzlich legitimieren wollten. Sein eigenes Abstimmungsverhalten will Struben nun vom Votum der studentischen Fakultätsvertretungen abhängig machen, das allerdings noch nicht vorliege.

Sollte es bei der Abstimmung im Senat zu einem Patt kommen und auch zwei weitere Wahlgänge mit Stimmengleichheit enden, entscheidet das Los. Für Struben eine amüsante Vorstellung: „Sonst zweifeln die Professoren wegen der geringen Wahlbeteiligung gerne die Legitimation der studentischen Vertreter an, nach einer Losentscheidung bei der Rektorwahl könnten wir mal kontern.“ Patrick Hagen