: Sinn & Anti-Sinn
Das Buch erschien im August und ist seitdem ein Bestseller. Mit der Frage „Ist Deutschland noch zu retten?“ (Econ Verlag) traf Hans-Werner Sinn, 56, Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, den Nerv verunsicherter Leser. Mit seinem 6 + 1-Rettungsprogramm fasste er allerdings ausschließlich altbekannte Forderungen zusammen: Die Löhne müssen um 10 bis 15 Prozent, bei Geringqualifizierten auch um 30 Prozent runter, der Kündigungsschutz soll fallen und eine „mindestens 42-Stunden-Woche“ die Regelarbeitszeit werden.
Nun gibt es eine Replik, die kein gutes Haar an dem „omnipräsenten Apokalyptiker“ lässt. Sie kommt von Peter Bofinger, 50, dem Würzburger Ökonomen, der erst seit März im Sachverständigenrat der Bundesregierung sitzt. In seinem neuen Buch „Wir sind besser, als wir glauben“ (Pearson-Verlag) liefert er nicht nur eine ganz andere Analyse der wirtschaftlichen Situation in Deutschland, er wirft Sinn auch methodische Mängel und populistische Fehlschlüsse vor. Sein 10-Punkte-Programm dürfte aber über diesen Konflikt hinaus für Diskussionen in Ökonomenkreisen sorgen: Er fordert Schluss mit der Lohnzurückhaltung, dem Sparen und der Debatte über angeblich zu hohe Unternehmensteuern. BW