: Warmer Kompott gegen die Kälte
Zwei DJanes aus der Ex-UdSSR präsentieren in Köln Eingemachtes: Unter dem Stichwort „Kompott“ veranstalten Katja Pysmenna und Katja Garmasch Konzerte und Tanzpartys
KÖLN taz ■ Russland steht gemeinhin für eisige Kälte. Vielleicht aber bald auch für Tanzvergnügen mit herzerwärmender und quirliger Atmosphäre. Klangvolle Musikstile wie Babuschka-Breaks und Belgrad-Boogie reichern seit einiger Zeit das Kölner Nachtleben an. Das neue Party-Konzept nennt sich „Kompott“ und wurde von den DJs Ilja Pusenkov und Max Bitter alias Stanislaw Braslawski entwickelt.
Mit von der Partie sind die in der Ukraine geborene Katja Pysmenna und Katja Garmasch, die aus dem usbekischen Taschkent stammt. Die beiden Frauen haben außerdem ihr eigenes Projekt „kubik-ru“, für das sie Konzerte mit russischen Künstlern mit anschließender fröhlicher Party organisieren.
„Köln ist architektonisch schon hässlich genug, und die Techno-Musik passt dazu,“ grinst Katja Pysmenna. Sie sieht in „Kompott“ ein Gegenkonzept zur starken Techno-Fraktion der Kölner Musikszene: „Kompott – das ist ein Mixgetränk aus Obst. Im Sommer trinkt man es kalt, im Winter aber warm.“
Sie spielt auf die zwischenmenschliche Kälte in Deutschland an: „Was viele Russen hierzulande vermissen, fehlt auch den Deutschen: Wärme und Herzlichkeit. Wir betreiben Umerziehung zu Liebe und Wärme“, lacht Katja Pysmenna. Katja Garmasch erläutert die passende musikalische Umsetzung dazu: „ein tanzbarer Mix aus russischer und balkanischer Musik mit Elektronik, der in Richtung easy listening geht“. Die Musik stammt größtenteils aus Russland, Einiges kommt auch aus Frankreich. „Wir mögen Akkordeon. Es bringt das Gefühl zu lieben, zu leben“, schwärmt Katja Pysmenna.
Eine weitere Zutat ist Retromusik aus der Sowjetunion. Sie stammt aus alten Filmen und Schlagern der 70er Jahre – der Zeit, in der die beiden aufwuchsen. „In der Breschnew-Ära interessierten sich die Leute nicht für Politik, es gab nur ein starkes privates Leben, Liebe und Freundschaft“, unterstreicht Garmasch.
Die Besucher ihrer Konzerte und Partys sind von russischem Stimmengewirr umgeben. „Unser Publikum ist modern, hat Interesse an Bands und Musik und ist in der Regel zwischen 20 bis 50 Jahre alt“, erzählt Katja Pysmenna. „Die meisten kommen auf einen Tipp aus dem Freundeskreis. Auch neu Zugewanderte aus den ehemaligen Sowjetrepubliken kommen gern, um die russische Kulturszene zu checken. „Ghettoisierte Russen finden in der Regel wenig Anschluss, die ziehen wir nicht so an. Wenn doch, dann werden sie in der Regel offener, weltoffener“, haben die beiden beobachtet. Dennoch sehen sie sich nicht als Problemlöser: „Wir möchten einfach das Russischsein positiv erleben.“ Julia Zogel
„Kompott party“, 27.11 um 22 Uhr im Stadtgarten, Venloer Str. 40