MICHAEL KONKEN EINE KLEINE GASTKRITIK : Sehnsucht nach Politik
Geringere Sendezeiten der politischen Magazine, hohes Durchschnittsalter bei den Zuschauern von Nachrichtensendern, kaum noch politische Sendungen bei Sat.1 – Fakten, die nachdenklich machen.
Es sind die Medien, die eine Pflicht der Information haben, eine Pflicht, die zur Meinungsbildung beitragen soll. Immer weniger Journalisten haben immer weniger Zeit, sich intensiv der Politik zu widmen. Gelingt es dennoch, ist ihnen das Aufbegehren der Politiker sicher, wenn sie sich wieder mal in ihren Augen unberechtigter Kritik ausgesetzt sehen.
Die Verantwortung liegt allerdings bei den Sendergewaltigen. Sie sind es, die sich dem Mainstream der Politikverdrossenheit anschließen und ihn noch befördern. Weil sie nur noch nach Quote schielen, hat seichte Unterhaltung Hochkonjunktur. Und deshalb ist vielerorts nicht mehr Aufklärung die wichtigste Aufgabe von Journalisten, sondern die schleichende Heranführung von Lesern und Zuschauern an eine mediale Berieselung auf niedrigem Niveau. Hauptsache, wir fühlen uns gut unterhalten.
Die politische Berichterstattung muss endlich wieder aus ihrem Schattendasein herausgeführt werden. Eine Verpflichtung besonders für diejenigen, die aus öffentlichen Gebühren finanziert werden.
■ Michael Konken (55) ist Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands, Foto: DJV