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Archiv-Artikel

55 Zentimeter am Tag

Flughafen-S-Bahn wird noch später fertig und womöglich teurer. Grubenwände im Blitzverfahren nicht zu bauen

Die Inbetriebnahme der Flughafen-S-Bahn wird sich um sechs bis zwölf Monate verzögern. Wie Bausenator Michael Freitag (CDU) einräumte, kann die Frist Ende 2007 aufgrund technischer Probleme nicht eingehalten werden. Das sei deutlich geworden, als am 4. November Erde aus der Wand des Zielschachtes für den S-Bahntunnel rutschte. Freytag kündigte an, eine Lenkungsgruppe zur Überwachung des Baufortschritts einzurichten.

Bei Praxistests hatte sich herausgestellt, dass die Wände der Gruben nicht durch Einspritzen von Beton stabilisiert werden können, sondern dass die Wände gegossen werden müssen. „Wir sind mit dem Schrecken davongekommen“, sagte Hans-Jochen Hinz vonder Baubehörde.

Wegen des Abrutschens im Zielschacht war der Verkehr auf der benachbarten U-Bahnlinie eins unterbrochen worden. Tatsächlich sei der U-Bahndamm aber stabil geblieben. Als zweite Grube ist die 120 Meter lange Unterquerung der Umgehung Fuhlsbüttel betroffen. Ohne Unterbrechung des Verkehrs sollen unter den Zufahrten zum Flughafen Wände gegossen werden.

Die Handelskammer bezeichnete die Verzögerung als „symptomatisch für den Stillstand in Deutschland“. Präses Karl-Joachim Dreyer: „Eine Bauzeit zwischen dem Spatenstich von Herrn Senator Wagner 1991 und der Fertigstellung 2008 bedeutet einen Baufortschritt von 55 Zentimetern am Tag.“

Nach Auskunft Freytags könnten die Schwierigkeiten die S-Bahn verteuern. 1999 war das Projekt mit 190 Millionen Euro angekündigt worden. 2002 war von 225 Millionen Euro die Rede. Jetzt ist es mit 240 Millionen Euro eingeplant. Dabei darf mit weiteren Überraschungen bei der Tunnelbohrung gerechnet werden, die am 6. Dezember beginnen soll. „Wenn hier ein alter Schwede aus Granit auf der Strecke liegt, haben wir ein Problem“, orakelte Hinz. Gernot Knödler