: NPD soll an Unicef spenden
RECHTSEXTREME Ein Berliner Gericht verurteilte drei Spitzenkader der Partei zu Gefängnis auf Bewährung, weil sie den Fußballer Patrick Owomoyela rassistisch beleidigt hatten
AUS BERLIN UTA EISENHART
Am Ende der viertägigen Verhandlung wollte Udo Voigt noch einmal etwas sagen, provozieren – eine letzte Parole loswerden. Er kenne internationale Wettkämpfe, sagte der NPD-Chef. Dennoch sollten die Völker der Welt sich nicht in einer Nationalmannschaft befinden. Mehr hätten er und seine zwei Mitangeklagten mit dem NPD-Planer zur Fußball-WM 2006 nicht zum Ausdruck bringen wollen. Unbeeindruckt verurteilte Amtsrichterin Monika Pelcz die drei Männer wegen gemeinschaftlicher Beleidigung und Volksverhetzung.
Die bislang nicht vorbestraften Angeklagten Udo Voigt und Klaus Beier, Pressesprecher der NPD, bekamen sieben Monate Haft auf Bewährung. Dagegen wurde der einschlägig vorbestrafte Justiziar Frank Schwerdt zu zehn Monaten Bewährungsstrafe verurteilt. Außerdem soll jeder von ihnen 2.000 Euro an das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, zahlen.
Gleich nach der Urteilsverkündung bezeichnete Voigt den Richterspruch als absurd und politisch motiviert. Deshalb werde er in Berufung gehen. Unermüdlich hatten die drei Angeklagten über ihre Verteidiger beteuert, der kopflose Fußball-Nationalspieler auf dem WM-Planer trage nicht die dem farbigen Patrick Owomoyela zugeordnete Nummer 25, sondern es sei vielmehr die Nummer 26 des weißen Spielers Sebastian Deisler gemeint. Das Ganze beschrifteten die NPD-Aktivisten im Frühjahr 2006 mit den Worten: „Weiß – Nicht nur eine Trikot-Farbe – Für eine echte NATIONALmannschaft!“ Man habe sich kritisch mit den wirtschaftlichen Zuständen und der zunehmenden Internationalisierung im Fußball auseinandergesetzt, argumentierte die Verteidigung.
Außerdem behaupten die drei Rechtsextremen, sie hätten sich rechtlich abgesichert, indem sie den Planer vor der Veröffentlichung einem Münchner Anwalt zeigten. Erst als dann ein Journalist auf die Idee gekommen sei, Patrick Owomoyela mit dem Planer zu konfrontieren, kam es zu juristischen Auseinandersetzungen. Der nicht fußballkompetente Betrachter wüsste doch gar nicht, dass es sich bei der Nummer 25 um die des farbigen Nationalspielers gehandelt habe. Es gäbe für diesen Planer mehrere Deutungsmöglichkeiten und darum könne von Eindeutigkeit und Volksverhetzung keine Rede sein. Man habe doch nur für eine weiße Nationalmannschaft plädiert und nicht gegen etwas, schon gar nicht zu Willkürmaßnahmen aufgerufen. Doch das ließ Richterin Monika Pelcz nicht gelten. Sie brauche zwar eine Brille, aber kein Vergrößerungsglas, um die Botschaft des Planers zu erkennen: „Die Interpretation zielt auf die Hautfarbe ab.“ Die weiße Weste, die der Fußball haben solle, spiele bei dem Bild eine untergeordnete Bedeutung.
Den eindeutigsten Beweis lieferte jedoch die Betreffzeile im Intranet der NPD. Mit „Kunta Kinte“ war die Kommunikation zum WM-Planer überschrieben – das ist in einem Roman von Alex Haley der Name eines Sklaven.