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Archiv-Artikel

Terminator IV

Zumindest für gute Unterhaltung dürfte gesorgt sein: Der Krimiautor und Countrysänger Kinky Friedman will 2006 Gouverneur von Texas werden

von FRANZ DOBLER

Kinky Friedman ist das beste verrückte Huhn der USA. Der texanische Jude war in den Siebzigerjahren als Countrysänger gefürchtet und hat dann als Krimiautor Karriere gemacht. Jetzt erklärte er, in Texas bei der Wahl zum Gouverneur 2006 gegen den amtierenden Republikaner Rick Perry anzutreten. Für den Bericht von Ralph Blumenthal räumte die New York Times am 29. 11. eine Seite frei: Der 59-jährige Richard Friedman ist ja nicht irgendein Spinner.

Die erste Hürde dürfte für den nach eigenen Angaben neben Jesus bekanntesten Juden in Texas kein Problem sein, 45.000 Unterschriften braucht ein unabhängiger Kandidat, um zur Wahl zugelassen zu werden. Dennoch hat sich der Katzenliebhaber, dessen Bücher weniger von Blut als von schwarzem Humor befleckt sind, schon in den Wahlkampf gestürzt. Auf Blumenthals Frage, ob er’s denn tatsächlich ernst meine, konterte er mit einer seriösen Weisheit, die seine Leser längst kennen: Manche Sachen seien zu wichtig, um ernst genommen zu werden. Aufkleber sind schon geplant: „He Ain’t Kinky, He’s My Governor.“ Kinky heißt wirr oder schrullig. Und bei einem Essen im Weißen Haus habe der Zigarrenraucher sogar Präsident Bush sein oberstes Anliegen erläutern können: ein Gesetz, das es verbietet, Katzen die Krallen zu entfernen.

Stimmt das, dieser Typ im Weißen Haus?! Weil er seit den Kindertagen mit Präsidentengattin Laura befreundet ist. Die seine „Utopia Rescue Ranch“ unterstützt, wo sich Stadtkinder im Sommer erholen und auch misshandelte Tiere Aufnahme finden. So kommt’s, dass es von Bush jr. (wie schon von Clinton) das Statement gibt, der Kinkster sei sein Lieblingsliterat. Der trotzdem gern über den eher ungebildeten Präsidenten spottet.

Während sich Gouverneur Rick Perry also fragt, was zur Hölle da draußen eigentlich los ist, hat sein Gegner schon zu den wichtigsten Fragen Stellungen bezogen, die seine Leser nicht überraschen. Waffen: „Ich habe keine, wer auf mich schießen will, muss seine eigene Kanone mitbringen.“ Abtreibung: Er weiß nicht genau, „verweist aber stolz“ auf seinen Song „Rapid City, South Dakota“, den einzigen Pro-Abtreibungs-Song der Countrymusik. Wirtschaft: Mit seinen Freunden Dennis Quaid und Billy Bob Thornton will er Texas zum Zentrum der Filmindustrie aufbauen. Sicherheit: Seinen Freund, die Country-Ikone Willie Nelson will er zum Chef der Texas Rangers berufen (falls Willie nicht als Leiter der Drogenbekämpfung nach Washington geholt werde; kleiner Scherz, der 70-Jährige ist bekennender Kiffer). Ein weiterer alter Kumpel scheint leider noch nicht im Boot zu sein: Bob Dylan.

Der populäre Whiskytrinker, der mit „Ride ’em Jewboy“ den einzigen Countrysong über den Holocaust schrieb, hat nicht zuletzt deshalb gute Karten, weil er im politischen Kampf Erfahrung hat. 1986 bewarb er sich um das Amt des Friedensrichters im Bezirk Kerrville. Sein Slogan lautete: „Wenn Sie mich zum ersten jüdischen Friedensrichter wählen, werde ich die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 54,95 Meilen herabsetzen.“ Er verlor die Wahl. Aber damals war er nur ein abgehalfterter Countrysänger, der noch kein Buch geschrieben hatte. Böse Zungen und er selbst behaupten, dass aus dem neuen Engagement zumindest ein Kriminalroman werden könnte.

Falls Rick Perry nach Material sucht, um den Mann, dessen Freund Steve Rambam einer der weltweit erfolgreichsten Nazijäger ist, auszuschalten, muss er nur bei ihm nachschlagen. Stichwort Koks – oder Verhöhnung von Patriotismus. Außerdem lebt Kinky in Sünde mit einer ehemaligen Miss Texas! Während wir in unserem zugeschröderten, ausgebohlten, abgemerkelten Land ohne gute Unterhaltung vor die Hunde gehen.