piwik no script img

Archiv-Artikel

Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Hurra, endlich ist wieder Mai-Rabatzwoche! Und sie beginnt gleich heute Morgen: vor der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales findet die „Eröffnungskundgebung des 1. bundesweiten Scheiß-Streiks gegen Lohndumping“ statt. Und „Scheiß-Streik“ ist wörtlich zu nehmen, denn verschiedenen, den Lohn im Gesundheitswesen drückenden Firmen sollen mit Kot befüllte Röhrchen zugesandt werden. Auf der Kundgebung wird erzählt, wem und warum. Na, die werden sich vielleicht freuen! Am Abend ein weiteres Beispiel für miese Arbeitgeberei und faule Rechtsprechung: Die ehemalige Kaiser’s-Kassiererin „Emmely, die wegen angeblicher Unterschlagung von Geldern im einstelligen Euro-Bereich entlassen worden ist, zeigt in der Schule für Erwachsenenbildung den Film „Ende der Vertretung“ über ihren Prozess und diskutiert danach mit den Zuschauern. Donnerstag dann Walpurgisnachmittag und -nacht am Boxhagener Platz mit Konzert und Suff, das Motto lautet: „Bullen, Bonzen, Banken – Weist sie in die Schranken. Gegen Gentrifizierung und Nazipräsenz überall!“ Wie intelligent und aussagereich! Aber protestiert man nicht auf jedem Friedrichshainer Kiezfest auch noch gegen Ausbeutung, Hunger, Krieg, Pest und schlechte Laune? Fordern vergessen (14 Uhr)? Und am Freitag sei dabei – erst auf der Anti-Nazi-Aufmarsch-Demo am S-Bahnhof Köpenick (10 Uhr), die ein gutes Ansinnen hat. Danach gibt es hier und da und dort in der Stadt schwarze Blöcke und Antikapitalismus, am Abend schließlich Männlichkeitswahn und Imponiergehabe am Kottbusser Tor, schon der Hinweis „am Abend dann sollen in der Tradition des Kreuzberger Aufstandes von 1987 und den über 20 Folgejahren nicht nur laute Parolen und Funken fliegen!“ macht dem Hooligan Laune. Na, wenn’s der Wahrheitsfindung dient (18 Uhr).

Scheiß-Streik: Senatsverwaltung, Oranienstr. 106, Mo, 11 Uhr

Emmely: Schule f. Erwachsenenbildung, Gneisenaustr 2a, Mo, 20 Uhr

Walpurgisnachmittag: Boxhagener Platz, Do, 14 Uhr

1. Mai, hier und da in Berlin, Fr, 0–24 Uhr