„Ergebnis ist eine Mahnung an die Kirchen“

PRO ETHIK Christian Gaebler (SPD): Wer eine Hälfte der Stadt gegen die andere ausspielt, wird bestraft

taz: Herr Gaebler, mit welchem Thema könnte man die Koalition bei einem Volksentscheid in Bedrängnis bringen?

Christian Gaebler: Ich werde Ihnen da keine Tipps geben, das ist nicht meine Aufgabe. Aber es müsste jedenfalls ein Anliegen sein, für das es in beiden Teilen der Stadt eine große Unterstützung gibt. Sowohl die Abstimmung über den Flughafen Tempelhof als auch „Pro Reli“ sprachen eher den Westen an. Wer versucht, die eine Hälfte der Stadt gegen die andere auzuspielen, wird vom Wähler bestaft.

Was heißt das Ergebnis für die Sozialdemokraten?

Das ist ein toller Erfolg für uns, aber ich bin auch nicht übermütig. Jedenfalls hat sich gezeigt: Auch dann, wenn die Stimmung am Anfang gegen einen zu sein scheint, lohnt es sich, inhaltlich zu argumentieren und dagegenzuhalten.

Können die Kirchen nach dieser Niederlage einpacken?

Nein, sie bleiben ein wichtiger Partner für uns, wenn es um soziale Fragen, um Friedens- und Umweltthemen geht. Das Ergebnis ist eine Mahnung an die Kirchen, keine Klientelthemen anzugehen, bei denen es um Statusfragen geht. Denn wenn die Kirchen in Berlin versuchen, den staatlichen Unterricht zu übernehmen, dann überheben sie sich. Am Ende des Wahlkampfes haben die Befürworter von „Pro Reli“ überdreht, da ging es um Vorwürfe und juristische Auseinandersetzungen, die mit der Sache nichts mehr zu tun hatten.

Wird eine Kluft bleiben?

Nein, ich gehe gehe davon aus, das sich das in ein paar Wochen wieder normalisiert hat. Wir haben sogar ein großes Interesse daran, dass die Kirchen und Religionsgemeinschaften sich stärker in den Ethik-Unterricht einbringen. Das haben sie bisher immer abgelehnt, aber unser Angebot bleibt aufrecht. Jetzt sind die Kirchen am Zug. Interview: Sebastian Heiser, Foto: SPD

Christian Gaebler ist parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion