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Archiv-Artikel

aufbruch altpapier Kurzfristige Lösung

Es ist eine Notlösung. Nachdem die kommunalen Müllentsorger des Ruhrgebiets im Kampf um die Lizenzen für die gelbe Tonne gleich reihenweise von billigen Privatanbietern ausgebootet worden sind, suchen sie sich ein neues Geschäftsfeld: Altpapier. Die Müllkaufleute verhalten sich dabei wie kleine Jungen, die vor dem Freibad vergeblich gelbe Lollis teurer als die Konkurrenz anbieten, und tags darauf mit blauen Lollis wiederkommen – sie verschieben das Problem, mehr nicht.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Der Einstieg ins Altpapiergeschäft ist kurzfristig richtig. Er sichert Arbeitsplätze, schafft für wenige Jahre Planungssicherheit und Ruhe. Die Preisschwankungen für den Rohstoff stellen zwar ein Risiko dar, aber langfristig besteht angesichts sterbender Wälder kein Grund, an der Zukunft von Recyclingpapier zu zweifeln. Das allerdings werden nicht nur die kommunalen Entsorger erkennen.

Das Grundproblem im Müllgeschäft ist die Lohnschere. Wenn Privatanbieter ihre Dienste zu fast 50 Prozent des Tariflohns anbieten können, ist fairer Wettbewerb nicht möglich. Im Falle der gelben Tonne zeigen sich die Konsequenzen – nicht nur weil sich das Duale System Deutschland, mit der Konkurrenz von Interseroh im Nacken, als Lohndumper Nummer eins geriert. Wenn Tariftreueklauseln aber weiter fehlen, ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis klamme Städte als Verantwortliche für die Altpapierentsorgung ebenfalls private Billiganbieter bevorzugen.