: Mit Café Drechsler bekommt man mehr „Radio Snacks“, als im Radio je zu hören sind
Man darf den Titel des zweiten Albums von Café Drechsler ruhig programmatisch verstehen: Auf „Radio Snacks“ durchschreitet das Berliner Trio ein Spektrum, von dem man sich wünschte, dass es sich ein Sender tatsächlich mal trauen würde. So wie bei ihren Live-Auftritten, bei denen über Clubbeats eifrig improvisiert wird, dominieren auf Platte die modernen Spielarten von R & B, Soul und Funk. So verinnerlicht haben die drei und ihre diversen GastvokalistInnen die Vorgaben, dass nun aus den souligen Stücken der Schmalz trieft, zum flotten Funk immer wieder aufgeräumte Bläser tröten und pünktlich zum melancholischen „Green“ das Saxophon gestopft wird wie eine Weihnachtsgans. Ganz selbstverständlich wird mal das Klischee von der Blauen Stunde im verrauchten Jazz-Club reaktiviert oder in „Tango Mango“ per verruchter französischer Männerstimme der Geist Serge Gainsbourgs beschworen. Im nächsten Moment aber rattert ein primitiver Punkrhythmus und eine unflätige E-Gitarre zu borstigen Scratches, als sollte bewiesen werden, dass Café Drechsler notfalls alles können – oder zumindest bereit sind, vor nichts zurückzuschrecken. Was man vom Radio unserer Tage nicht behaupten kann. TO