stadtplanungskultur
: Noch viel zu tun

Man mag es als Niederlage der Kölner Grünen bewerten, dass sie im Geschacher mit ihrem Koalitionspartner CDU nicht mehr herausgeholt haben. Obwohl sie 103 Meter Höhe für den LVR-Turm in Deutz ablehnen, haben die Grünen letzte Woche im Stadtentwicklungsausschuss für diese Höhe gestimmt. Sonst wäre angeblich die schwarz-grüne Koalition geplatzt.

KOMMENTAR VON SEBASTIAN SEDLMAYR

Der sinnlose Turm wird hochgezogen, wenn nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischen kommt – trotz massiver Bedenken der Denkmalschützer, trotz der Gefahr, dass der Dom aus der Weltkulturerbeliste fliegt, trotz der schwer nachvollziehbaren Argumentation des LVR.

Doch die vielfältigen Schwierigkeiten, die sich aus der LVR-Hochhausplanung ergeben, sind beileibe nicht das einzige Problem des schwarz-grünen Deals. Wenig erfreulich ist auch die Feilscherei, die dem Tauschgeschäft vorangegangen ist. Sie ist ein ungutes Signal an auswärtige Investoren. „Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?“ ist eine allzuoft vorzufindende Geisteshaltung im kölschen Stadtplanungsbiotop. Wer weiß, vielleicht soll die Ökopartei morgen dem achtspurigen Ausbau der Rheinuferstraße zustimmen, damit dieser oder jener Wolkenkratzer nicht in den Kölner Himmel geschraubt wird. „Planungssicherheit“ hat die grüne Fraktionschefin Barbara Moritz zu Beginn der schwarz-grünen Koalition anvisiert. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Freuen können sich allerdings die Anwohner der Pferderennbahn. Sie dürfen nun ein gewichtiges Wort bei der Planung zur Bebauung des fraglichen Grünstreifens an der Niehler Straße mitreden. Bis eine Einigung zwischen Investor, Rennbahn-Verein und Anwohnern gefunden ist, soll das Bauvorhaben ruhen.

Eigentlich sollte die Einbindung der Bevölkerung in Projekte dieser Dimension selbstverständlich sein. Doch die Partizipationskultur in Köln ist nicht weit entwickelt. Insofern ist die Bürgerbeteiligung in Weidenpesch ein kleiner, aber wichtiger Schritt hin zu einer offeneren, demokratischeren Stadtgestaltung. Allein unter diesem Aspekt ist der Hochhaus-Rennbahn-Deal auch ein kleiner Erfolg für die Grünen.