Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Eine geruhsame Woche. Irgendwo protestieren Studierende irgendwie, die Weihnachtsbäume leuchten, die organisierte Linke ruht zwischen Glühwein- und Lebkuchenresten. Am Mittwoch allerdings ballt sich die Theorieproduktion noch einmal, und das an gleich drei Orten: Diejenigen, die noch glauben, dass sich eine Linke nicht vornehmlich mit der USA, sondern mit dem eigenen Land herumzuschlagen habe, sind nicht schlecht aufgehoben im Kurt-Lade-Klub, in welchem das unermüdliche Infocafé Pankow über die Begründung der heutigen deutschen Außenpolitik durch einen „Erinnerungsdiskurs“ sprechen lässt. Die Titel trägt den schönen Titel: „Die deutsche Reue heißt Stalingrad“. Zeitgleich beginnt im Café Morgenrot die Präsentation des gerade fertig gestellten Films „ÜberLeben – homosexuelle Biographien im Nationalsozialismus“, und in der Volksbühne wiederum findet etwas später im Rahmen der ErsatzStadt-Aktionen eine Veranstaltung unter dem Titel „Migrationsregime“ statt, zunächst werden Kurzfilme gezeigt, anschließend eine Diskussionsrunde. Die Frage, inwieweit Migration und Flüchtlingselend heute bereits Kriegsgrund ist, steht im Vordergrund. Am Sonntag gibt es im Lotec eine interessante Matinee, unter dem lustigen Titel „layout fabrik“ wird „in die Planung und Gestaltung von Flyern, Plakaten, Broschüren“ eingeführt. Und ja, das ist nötig. Denn nicht nur, dass viele Politaktivisten selbst die kindgerechtesten Layoutprogramme nicht beherrschen, sie haben auch keine Ahnung von Bildauswahl und Symbolik. By the way: Mädels und vor allem Jungs, wenn diese martialischen Bilder von antifaschistischem Kampf, die ihr immer so gern auf den Flyern habt, das sind, was sich hinter der Parole „Her mit dem schönen Leben“ verbirgt, sollte man sich dieses Leben doch besser ersparen, oder nicht?