Skandale um Florian Gerster : Schwitzige Petzerei
Florian Gerster hat viele Feinde. Die meisten in seiner eigenen Behörde
Ja, Florian Gerster ist unsympathisch. Nein, seine politische Linie braucht einem nicht zu gefallen. Kein Mensch will den Chef der Bundesanstalt für Arbeit in Schutz nehmen. Trotzdem klebt an den täglichen Schlagzeilen über Gerster („Neuer Skandal um …“) etwas Ekliges: der Neid und der Frust und die schwitzige Petzerei seiner Mitarbeiter.
Was zum Beispiel die Berichterstattung darüber angeht, ob Gerster für seine Behörde nun 300 oder 900 oder wie viele BMWs auch immer bestellt hat, so handelt es sich hierbei nicht um ein Sahnestück des Recherchejournalismus. Sondern aller Wahrscheinlichkeit nach um Rache von Untergebenen an ihrem Chef – so wie zuvor auch in der Sache „Gerster und die 1,3 Millionen Euro für die WMP-Berater“.
Denn die Angestellten und Beamten der BA verzeihen Gerster nicht, dass er bei Amtsantritt behauptet hat, er käme auch mit der Hälfte seiner 90.000 Mitarbeiter aus. Deshalb schicken sie an sämtliche Redaktionen der Republik Briefe, natürlich anonym oder teilanonymisiert, in denen sie ihn anschwärzen. „Wenn Sie glauben, dass Gerster nur mit WMP Verträge abgeschlossen hat, irren Sie“, steht dann dort auf leicht gelblichem Papier, ungelenk gelayoutet. Es folgt eine detaillierte Liste, welche PR- und Beratungsunternehmen noch dafür bezahlt werden, das Behördenmonstrum in eine schnittige und respektierte Agentur zu verwandeln. Und vielleicht kommt dann noch eine Telefonnummer, bei wem man mal anrufen könnte.
Das läuft doch immer so, genau. Jeder Skandal braucht eine Petze. Aufgabe der Presse ist, herauszufinden, was stimmt und was nicht. Es ist bloß unmöglich, über Gersters Fehltritte und -griffe zu berichten, ohne dass man damit Menschen einen Gefallen tut, die sich ausschließlich ihren Partikularinteressen verpflichtet fühlen. Und das ist nicht nur journalistisch ärgerlich, sondern auch politisch fragwürdig.
UWI