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Archiv-Artikel

„Wir gehen unseren Weg“

Bundesvorsitzender Mettbach sieht die Schill-Partei auch ohne Schill und hofft, dass ohne den „Frühstücksdirektor“ die Sacharbeit beginnt

taz: Herr Mettbach, Ihr alter Weggefährte Schill ist abgesetzt, und Sie sind der Königsmörder.

Mario Mettbach: Es geht hier nicht um meine Person. Ich mache das nicht als Selbstzweck. Es geht darum, dass wir handeln mussten, um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden.

Eine Schill-Partei ohne Schill – das war’s dann wohl mit Ihrer Partei.

Das mag Ihre Einschätzung sein. Die Partei wird ihren eingeschlagenen Weg weitergehen. Schill war ja lediglich das Sprachrohr einer Politik, die auch ohne ihn weitergeführt werden kann.

Sind Sie die Marionette des Hamburger CDU-Bürgermeisters?

Unsinn. Ole von Beust und ich arbeiten im Senat partnerschaftlich zusammen, aber das bedeutet nicht, dass ich alles aus der CDU mittrage. Ich habe in der Vergangenheit schon sehr deutlich gemacht, dass man mit mir nicht machen kann, was man will.

Partnerschaftlich oder nicht – wann gibt es Neuwahlen, weil der Hamburger Senat am Ende ist?

Wir sind nach wie vor regierungsfähig. Alles andere liegt nun bei Herrn Schill.

Woran ist Schill gescheitert?

An sich selbst. An seiner Eitelkeit und seiner charakterlichen Eigenschaft, Persönliches und Partei nicht zu trennen.

Genau davon haben Sie doch alle profitiert.

Das stimmt für den Anfang. Aber irgendwann muss die Sachpolitik im Vordergrund stehen. Was nützt mir ein Frühstücksdirektor, der dauernd Raketen zündet, die sich als Rohrkrepierer erweisen?

Also war Schill ein politischer Rohrkrepierer?

Als Senator nicht. Das ist ja das Interessante: dass er durchaus erfolgreich war, wenn er sich um Sachfragen gekümmert hat.

Geben Sie ihm noch irgendwo eine politische Zukunft?

Wenn Schill mit der neuen Situation umgehen lernt, dann ja. Wenn er nun einen Privatkrieg anzettelt, dann nein.

Sie waren Mitglied der Statt Partei, die Anfang der 90er als bürgerliche Protestpartei kurz Aufsehen erregte und sich dann hoffnungslos zerstrittt. Fühlen Sie sich daran erinnert?

Ja, durchaus.

Die Statt Partei versank dann in der politischen Bedeutungslosigkeit.

Ja. INTERVIEW: PETER AHRENS