zahl der woche : Das große Fest der Liebe bei KarstadtQuelle
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Von wegen Konsumrausch im Advent. 350 Euro wird jeder Deutsche der Unternehmensberatung Deloitte und Touche zufolge in diesem Jahr für das Weihnachtsfest ausgeben. Das mag immer noch viel erscheinen. Doch im vergangenen Jahr lagen die Pro-Kopf-Ausgaben noch bei 567 Euro.
Satte 38 Prozent minus. Trotz aller Unsicherheit, die jeder Studie anhaftet, ein deutlicher Beleg für die malade Binnenkonjunktur. Hartz IV und Angst um den Arbeitsplatz lassen grüßen.
Auch wenn die Weihnachtskasse weniger prall gefüllt ist – der Einzelhandel hofft auf ein Ende der Kaufzurückhaltung am Jahresende. Und vor allem in der Karstadt-Zentrale in Essen wartet man gespannt aufs Christkind. Das Weihnachtsgeschäft sei „ganz wichtig, für uns fast lebenswichtig“, erklärte der Unternehmenssprecher Jörg Howe gestern.
Da trifft es sich gut, dass der Konflikt mit den renitenten Kleinaktionären noch vor dem ersten Advent beigelegt wurde. Sechs Anteilseigner hatten am Montag Widerspruch gegen die geplante Ausgabe von neuen Aktien eingelegt. Damit drohte das Sanierungskonzept zu scheitern. Der Verkaufsprospekt für die neuen Aktien hätte nicht termingerecht veröffentlicht werden können, hätten die Aktionäre ihre Einwände bis gestern nicht zurückgezogen. So wäre auch ein zugesagter Kredit der Banken über 1,75 Milliarden Euro gefährdet gewesen. Insolvenz drohte.
So weit ist es nicht gekommen, die Aktionäre haben ihren Widerspruch rechtzeitig zurückgezogen. Geld sei dabei nicht geflossen, beteuerte der Konzern. Stattdessen sollen eingeforderte Informationen darüber nachgereicht werden, wie Karstadt in die Krise geschlittert ist – und wieder herauskommen will.
Zudem wurde zugesichert, dass die neuen Aktien mindestens 5,38 Euro kosten sollen. Dann legte der Konzern einen Ausgabepreis von 5,75 Euro fest. Das ist deutlich mehr als der ursprünglich anvisierte Mindestpreis von 4 Euro. Langfristig hätte dieser einen noch höheren Wertverlust der Karstadt-Aktie bedeutet. Immerhin hat die Börse gestern noch fast 10 Euro für eine Aktie gezahlt.
Von dem Aktionär Rainer Johannes, der über seine Verweigerung das Management zwingen wollte, ihm die Karstadt-Tochter Sinn Leffers zu verkaufen, war gestern nichts mehr zu hören. Der Erpressungsversuch war wegen formaler Fehler offenbar eh zum Scheitern verurteilt.
Schwamm drüber, schließlich geht es auf das Fest der Liebe zu. Nun gilt es bei Karstadt, den Deutschen mit einem Lächeln von dem ein oder anderen Euro loszueisen. Doch wünscht sich manch ein Verkäufer gewiss nach Irland oder England. Dort will jeder Konsument in diesem Jahr 1.200 Euro für Weihnachten ausgeben. STEPHAN KOSCH