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Archiv-Artikel

Kein Geld für „Therapie statt Knast“

Der Justizsenator möchte 12.500 Euro für die Vermittlung von Drogenabhängigen in Therapieplätze sparen

Von eib

Bremen taz ■ Wer drogenabhängig ist und eine Haftstrafe unter zwei Jahren absitzen muss, hat laut Betäubungsmittelgesetz ein Recht darauf, sich in Freiheit einer Therapie zu unterziehen. Seit 1997 berät die Drogenhilfeeinrichtung Hohehorst inhaftierte Drogenabhängige und vermittelt sie in Therapien. Finanziert wird der freie Träger vom Justizsenator, nachdem das Sozialressort dafür keine Mittel mehr zur Verfügung stellen wollte. Doch jetzt sucht auch die Justizbehörde nach Möglichkeiten, die 12.500 Euro im Jahr für „Therapie statt Knast“ einzusparen und dennoch das Beratungsangebot aufrecht zu erhalten.

„Wir prüfen, ob das durch eigene Sozialarbeiter der Justizvollzugsanstalt geschehen kann“, sagt der Referent für soziale Dienste der Justiz, Hartmut Krieg. Doch das hält der Anstaltsleiter Manfred Otto für schwierig. Zum einen seien die Sozialarbeiter bereits jetzt „voll ausgelastet“ und zum anderen müsse die Beratung neutral bleiben. Auch der städtische Referent für Suchtkrankenhilfe, Anton Bartling, hält es für zwingend notwendig, dass unabhängige und auf Drogenhilfe qualifizierte Fachkräfte die Beratung durchführen. „Das hat auch etwas mit Schweigepflicht zu tun“, so Bartling.

Anstaltsleiter Otto setzt deshalb auf eine andere Möglichkeit: auf die drei Mitarbeiter des so genannten Entlassungsvorbereitungspools (EVB-Pool), einem Verbund aus drei freien Trägern, die Häftlingen bei dem Übergang in die Freiheit helfen. Im Rahmen dieser Aufgaben würden auch Drogentherapien vermittelt werden, sagt der Koordinator des EVB-Pools, Joachim Ronnenberg. Eine komplette Übernahme der Drogenberatung im Knast sei allerdings zurzeit nicht drin – dazu fehle den Mitarbeitern sowohl die Zeit als auch zum Teil eine Zusatzqualifikation.

Dass alle diese vermeintlichen Auswege in Sackgassen münden, hat jetzt offenbar auch die Justizbehörde erkannt. Zumindest für die Jugendlichen würden jetzt doch noch 5.000 Euro „locker gemacht“ werden können, sagte JVA-Leiter Manfred Otto gestern. „Für ein Jahr ist das jetzt gesichert.“ Danach gehe man allerdings davon aus, dass der Jugendvollzug aus Bremen ausgelagert würde.

Bleiben die Erwachsenen, die nach Auskunft des bisherigen Trägers den überwiegenden Teil der Klienten bilden. Insgesamt kämen im Schnitt 180 Inhaftierte in die Beratung, so Georg Kurz-Lund von der Hohehorst GmbH. Etwa die Hälfte davon würde auch tatsächlich in eine Drogentherapie vermittelt werden. Wie hoch die Rückfallquote sei, könne er nicht sagen, so Kurz-Lund. „Es zählt jeder gelebte Tag ohne Drogen.“ eib