Tiere im Streik

BERLIN taz ■ Zu wahrhaft tierischen Protestmitteln im Kampf gegen die Wahlfälschungen greift derzeit Oleg Subkow aus Jalta auf der Halbinsel Krim. Der 36-Jährige ist Direktor des städtischen Zoos „Skaska Massandra“. Am vergangenen Freitag hat Subkow den privaten Märchenzoo für Besucher geschlossen und mit orangefarbenen Bändern und Flaggen übersät: Aus Protest gegen die undemokratischen Wahlen und um Juschtschenko zu unterstützen. „Ganz Kiew ist auf den Beinen und jetzt müssen die Bewohner der Sommerhauptstadt Jalta auch endlich aufwachen“, sagt Subkow.

Am vergangenen Montag brachte er dreihundert Leute in Jalta auf die Straße und zur Unterstützung seines Anliegens einen seiner Schützlinge mit: ein Löwenbaby mit orangefarbenen Halstuch. Die meisten Bewohner der traditionell russischen Krim haben für Wiktor Janukowitsch gestimmt. „Doch viele beginnen nachzudenken“, sagt der Zoodirektor.

Subkow, derzeit auch noch Abgeordneter des Stadtparlaments, eckt nicht zum ersten Mal an. Jahrelang kämpfte er um ein Stück Land, bis er 1995 seinen Tierpark endlich eröffnen konnte. „Jetzt drohen sie mir: ‚Wenn Janukowitsch doch noch Präsident wird, machen wir dir den Laden zu.‘ Doch davon lasse ich nicht einschüchtern.“

Zumindest bis der Oberste Gerichtshof eine Entscheidung getroffen hat, will Subkow den Zoo geschlossen halten. Derweil harren die 600 Parkbewohner – Tiger, Leoparden, Schimpansen, Bären, Zebras, Affen und Kängurus – der Besucher.

Mit Interesse verfolgt auch Dschon die Entwicklung. Der 20-jährige Makakenaffe musste früher Touristen in den Jaltaer Restaurants belustigen. „Als ich Dschon bekam, war er Alkoholiker. Er hatte jeden Tag Wein und Wodka getrunken“, erzählt Subkow. Nach Ausnüchterungsgehege und Entzug ist der Affe trocken. „Nur an Festtagen bekommt er eine Flasche Bier“, sagt Subkow. Die hat er für Dschon und den Sieg schon kalt gestellt.

BARBARA OERTEL