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Archiv-Artikel

Vorsorge statt Panik

Parteien und Selbsthilfegruppen warnen vor zunehmender Sorglosigkeit

Von Frisch

Bremen taz ■ Gefährlicher als damals die Pest im Mittelalter sei die Immunschwächekrankheit AIDS heute, glaubt Peter Bollhagen, Landesvorsitzender der Bremer FDP. Bollhagen kritisiert deshalb die Politik des Bremer Senats. Dieser hatte der AIDS-Hilfe Bremen e.V. im vergangenen Jahr alle Mittel gestrichen. Angesichts eines Einsparpotenzials von 93 Millionen Euro im Sozialressort seien die 160.000 Euro für die AIDS-Hilfe doch ein geringer Betrag gewesen. Politiker und Selbsthilfegruppen warnten am gestrigen Welt-AIDS-Tag vor zunehmender Sorglosigkeit im Umgang mit der Krankheit.

Weil es immer mehr Medikamente zur Behandlung von AIDS gebe, entstünde der falsche Eindruck, dass AIDS heilbar sei, sagt Bernd Thiede vom Rat & Tat-Zentrum. Tatsächlich aber bekämpften die Arzneimitteln nur die Symptome, nicht die Erkrankung selbst. Andererseits warnte Thiede vor übertriebener Panikmache. „Ich glaube nicht, dass ein Angstszenario hilfreich ist“, sagt er. „Wir wollen, dass den Leuten bewusst wird, welches Risiko sie eingehen können und welches nicht.“

In Bremen gebe es – anders als in Hamburg und Hannover – keine Schwerpunktpraxis, in der AIDS-Kranke von Spezialisten begleitet würden. Eine Sache, die fehle in der Hansestadt, sagt Thiede. Keinen Mangel gebe es hingegen auf dem Feld der Beratung, „zumindest haben wir in unserer Arbeit nicht gemerkt, dass heute mehr Menschen als früher zu uns kommen“.

Frau seien zunehmend von der Immunschwächekrankheit betroffen, warnte auch Karin Jöns, Bremer SPD Europa-Abgeordnete. Es gebe es eine erschreckende Zahl an Neuinfizierungen in europaweit. Allein in Osteuropa habe sich die Zahl infizierter Frauen in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Frisch

Heute um 19 Uhr hält Stefanie Holm im Gesundheitsamt Hornerstr. 60-70 einen Vortrag zum Thema „Frauen, Mädchen, HIV und Aids“. Am Samstag kann auf der Red Ribbon Queer Party für das Rat & Tat-Zentrum gefeiert werden.