: Wanzenfinder kennt Wanzenleger
CDU-Wanzenaffäre: Die Angeklagten kündigen ihr Schweigen an. Der Wanzenfinder kannte den Wanzenleger
Bremen taz ■ Beim Wanzen-Kucken am Richtertisch recken auch Klaus U. und Gero R. die Köpfe. Ausgebaute Steckdosen, Lichtschalter hat Amtsrichter Hans Ahlers im Schwurgerichtssaal des Landgerichts vor sich ausgebreitet, braunrote Installationsbuchsen, in denen Netzteile und Kabel Platz fanden, diskret hinter der Steckdose in der Wand versteckt – und natürlich die Wanzen selbst: kleine flache schwarze Bauteile mit Wurfantenne, Netzgerät und einem winzigen Mikrofon am dünnen Kabel, ausgebaut im Juni letzten Jahres im CDU-Haus Am Wall, in den Büros des damaligen Fraktionsvorsitzenden und heutigen Bausenators Jens Eckhoff und von Landeschef Bernd Neumann. Staatsanwälte, Schöffen, Verteidiger sind aufgestanden und nach vorne gelaufen, umringen die Asservate. Klaus U. steht links außen, ein klein wenig abseits, das schlohweiße Haar ordentlich gebürstet, der schwarze Rollkragen reicht ihm bis unters Kinn. Auch er will sehen, was da liegt.
Folgt man der Anklage im gestern eröffneten Bremer Wanzen-prozess, müssten er und sein Geschäftskollege Gero R. den Elektrokram eigentlich besser als jeder andere im Saal kennen. Die Staatsanwaltschaft geht nämlich davon aus, dass die beiden Geschäftsführer der Bremer Security Consulting Services (SCS) selbst einen Berliner Wanzen-Spezialisten mit der Installation der Abhörgeräte beauftragt haben und bei deren – als Sicherheitsuntersuchung getarnten – Montage am 25. November 2000 persönlich anwesend waren.
Ob sich diese Version gerichtsfest nachweisen lässt, ist offen. Klar aber ist: Sowohl Klaus U. als auch Gero R. werden dazu nichts beitragen. Sie kündigten an, keinerlei Aussagen zur Sache zu machen.
Der Detektiv Peter H. – er sollte im Auftrag der Sekretärin und Vertrauten Neumanns, Sigrid Wolfram, nach Wanzen fahnden – gab gestern an, er habe, nachdem sein „Wanzenfinder“ in zwei Räumen ausgeschlagen habe, Wolfram ausdrücklich geraten, die Polizei einzuschalten – was diese nicht tat. Auch den Berliner Wanzenspezialisten, den ihr H. empfahl, wollte sie nicht ins CDU-Haus holen. Das, so viel steht fest, wäre auch nicht sonderlich sinnvoll gewesen. Denn der langjährige Bekannte von H. war Ralf B. – der Stasi-Mann, der am 25. November 2000 die beiden Abhörgeräte installiert hatte. Im Prozess gegen Klaus U. und Gero R. ist er der Hauptbelastungszeuge. Er soll heute vernommen werden. Richter Ahlers bestätigte gestern, dass auch der bisher mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt Uwe Picard wohl als Zeuge auftreten muss. Seine Vernehmung komme „sicherlich ernsthaft in Frage“. sim