leserinnenbriefe
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■ betr.: „Ladehemmung bei Waffenverbot“, taz vom 24. 4. 09

Hilfloser Aktionismus

Anlass für die Diskussion eines strengeren Waffengesetzes sind die zurückliegenden Amokhandlungen junger Menschen. Ich will hier keine Lanze für die Waffenlobby brechen, aber es ist wirklich nur schwer nachzuvollziehen, dass mit einer Verschärfung des Waffengesetzes solchen auf einer psychischen Zwangslage basierenden Verhaltensweisen vorgebeugt werden kann. Bei der Betrachtung der Amokhandlungen junger Menschen in der Vergangenheit wurde deutlich, dass es unauffällige, in sich gekehrte, junge Menschen waren, in denen sich Wut und Zorn über lange Zeit aufbauen konnten, die dann in kolossaler Weise in einen Ausbruch mündeten. Zu dieser Ausbruchssituation, die für den Betreffenden nicht mehr steuerbar ist, gehört als Segment auch die Beschaffung von Waffen. Dies ist keine Vorbereitungshandlung mehr, sondern Bestandteil der ausbrechenden Amokhandlung. Insofern ist es unerheblich, ob ein schlecht gesicherter Waffenschrank in der Nähe ist. Der erste Tote im Verlauf könnte auch ohne Weiteres ein Jäger sein oder ein auf Fußstreife befindlicher Polizist, denen dann ihre Waffen abgenommen werden.

Die von Teilen der Politik geforderte Waffengesetzänderung ist so gesehen nichts mehr als hilfloser, blanker Aktionismus. Vielmehr müssten die Möglichkeiten einer Früherkennung verstärkt werden. Der zunehmenden Kälte in einer neoliberalen Gesellschaft, die Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen propagiert und in die Tat umsetzt und Entmenschlichung und Ausgrenzung der, weil z. B. in diesem Fall erheblich sensibleren, angeblich Schwächeren positiv unterstützt und forciert, gilt es etwas entgegenzusetzen. Eine stärkere aktive Präsenz von geschultem psychologischem Personal an den Schulen und eine entsprechende Möglichkeit für Lehrer, in ihrer Unterrichtsverpflichtung auch ein Kontingent für die Pflege sozialer Bedingungen und Beziehungen vorzusehen, könnte den „warmen Mantel“ einer dem Einzelnen zugewandten Gemeinschaft um die Gefährdeten legen und das Schlimmste verhindern helfen. Strengere Waffengesetze oder Einlasskontrollen an Schulen verlagern nur die Örtlichkeit der Amokhandlung oder den Ort, an dem das erste Opfer zu beklagen ist. Wobei klar sein muss, dass das erste Opfer immer der Amokläufer selbst war. JOE SCHLOSSER, Bremen

■ betr.: „Lasst uns Waffen verbieten“, taz Leserbrief von Jan Paul Lindner, taz vom 25. 4. 09

Der Einfluss der Waffenlobby

Dieser Leserbrief ist gleichermaßen dumm wie zynisch. Was schlimmer ist, er spielt der Waffenlobby in die Hände. Denn natürlich geht es auch hier ums Geschäft.

Die Anschaffung und der legale Besitz von klein- und großkalibrigen Waffen basiert in der überwiegenden Zahl auf deren Verwendung zu sogenannten sportlichen Zwecken. Doch was inzwischen darunter verstanden wird, hat mit dem, was in den traditionellen Schützenvereinen gepflegt wird, immer weniger zu tun. Schießsport mutiert zunehmend zur reinen Herumballerei als Freizeitbeschäftigung von Waffenfetischisten. Dieser „Sport“ wird ganz offensichtlich angeregt durch virtuelle Killerspiele und trägt oft paramilitärische Züge (siehe „IPSC“-Schießen). Hier wird in subkulturellen Kontexten Gewaltanwendung trainiert. Das kann von einer zivilen Gesellschaft nicht so einfach hingenommen werden.

So fordert der Bund Deutscher Kriminalbeamter längst das Verbot von Großkaliberwaffen für sportliche Zwecke. Dass sich die Innenministerkonferenz dazu nicht durchringen kann, ist eine Bankrotterklärung gegenüber dem Lobbyismus und zeigt, dass der Einfluss von Waffenbesitzern und Waffenproduzenten ähnliche Formen annimmt wie in den USA. Dabei würde mit dem Erwerbsverbot von Waffen, die für militärische und polizeiliche Zwecke hergestellt werden und eben nicht für sportliche, das Aufbewahrungsproblem aus der Welt geschafft, und man müsste sich auch keine kostspieligen Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen für diese angeblichen Sportschützen ausdenken. HARTMUT GRAF, Hamburg

■ betr.: „Lasst uns Waffen verbieten“

Waffen bedrohen, verletzen, töten

Ich finde diesen sarkastischen Leserbrief ganz unangebracht. Ein Waffenverbot als absurd darzustellen, indem auch Kissen als Mordinstrumente und Schulen als Orte von Massakern verboten werden könnten, ist weniger vergleichbar als der Äpfel-mit-Birnen-Vergleich. Kissen und Internetforen etc. sind für harmlose Zwecke erschaffen und erfüllen diese. Waffen haben nur einen Zweck: bedrohen, verletzen, töten. DANIEL BORCHERS, Hamburg

■ betr.: „Der Frankenstein-Komplex“, Kommentar von Robert Misik, taz vom 28. 4. 09

Ein extra Platz für Kot

Schade, dass Herr Misik ein verkehrtes und negatives Bild von Schweinen darstellt. Schweine suhlen sich nicht in ihrer Scheiße, sie suhlen sich im Schlamm, um ihre Körpertemperatur zu regeln und Ungeziefer loszuwerden. Für ihren Kot haben sie einen extra Platz. KARLHEINZ GÜNSTER, Haag