„Die kleine Dosis Wahnsinn“

Betrunkene Autoren lesen aus ihren Werken vor

taz: Herr Gerlach, warum neigen Literaten zum Alkoholismus?

Gunter Gerlach: Der Philosoph Kostis Papajorgis sagte: „Alkohol ist die kleine Dosis Wahnsinn, die uns vorm Irrenhaus bewahrt.“ Für einen Schriftsteller gibt es viele Gründe zu Trinken. Und manche richten sich im Alkoholismus zu Grunde...

... Schriftstellergrößen wie...

Allen voran Uwe Johnson oder Edgar Allan Poe, Ingeborg Bachmann, Charles Bukowski, diese Liste lässt sich nahezu beliebig verlängern. Ich würde sogar Ernest Hemingway dazuzählen. Er brachte sich zwar um als er gerade trocken war, aber der Alkohol wird wohl davor eine bedeutende Rolle in seinem Leben gespielt haben.

Welche Signale soll die Lesung setzen?

Es ist vielleicht ein perverser Ansatz, aber die Autoren sollen selbst durch die Lesung vor den Gefahren von Alkohol gewarnt werden.

Sind betrunkene Autoren die besseren Vorleser?

Ich fürchte schon. Eine Autorin des Abends liest grundsätzlich nur unter Alkoholeinfluss aus ihren Werken. Ein Schriftsteller stellt sich mit seinem Werk bloß. Er gibt tiefe Einblicke in sein Innerstes, dass ist mit einem Glas Rotwein vielleicht einfacher.

Wird der Trunkenheitsgrad der Akteure überprüft?

Vor jeder Lesung wird gepustet, dabei erreichen wir oft über zwei Promille. Aber es funktioniert, viele der Autoren kommen nur einmal und trinken danach deutlich weniger. INTERVIEW: JV

20 Uhr, Indra, Große Freiheit 64