: Kleinstadt-Korbwerfer haben schlechten Ball
Euphorie beim westfälischen Basketball-Aufsteiger Schwelm ist vorbei. Die Baskets stehen nach der Hälfte der Hinrunde dort, wo sie viele Beobachter in der Elite-Liga vor der Saison auch vermutet hatten: Am Ende der Tabelle
SCHWELM taz ■ Auf den grenzenlosen Aufstiegsjubel ist längst ein Kater gefolgt. Die Euphorie bei Basketball-Aufsteiger Union Baskets Schwelm ist verflogen. „Wir wollen in die Play-Offs“, hatte Trainer Torsten Daume vor der Saison lautstark angekündigt. Davon ist in letzter Zeit selten die Rede. Stattdessen stehen die Baskets nach der Hälfte der Hinrunde dort, wo sie viele Beobachter in der Basketball Bundesliga (BBL) vor der Saison vermutet hatten: Am Ende der Tabelle. Gerade mal zwei Punkte, dem Sieg im zweiten Saisonspiel gegen TBB Trier sei Dank, hat der BBL-Exot auf dem Konto. Mit 608:714 schlägt die mit Abstand schlechteste Korb-Differenz der Liga zu Buche. Am letzten Wochenende verloren sie selbst gegen Mitaufsteiger Tübingen. Wenn auch in allerletzter Sekunde.
Aber das ist symptomatisch für die Schwelmer in dieser Spielzeit. In der zweiten Liga noch der überragende Aufsteiger, ist während der Saisonvorbereitung das Glück auf der Strecke geblieben. Und mit den Telekom Baskets Bonn oder Bayer Leverkusen kommen zwei dicke Gegner erst noch. Bei den Fans macht sich erstes Murren breit. Nicht nur über die Spieler, vor allem auch über Head-Coach Torsten Daume. Besonders die Einkaufspolitik steht in der Kritik. US-Boy Ryan Bond und der Litauer Vilius Gabsys haben zwar ordentlich eingeschlagen, andere Neulinge wie Lamont Evans oder Kyle Bankhead sind bisher ihre Klasse weitestgehend schuldig geblieben. Leistungsträger der vergangenen Spielzeit wie Kapitän Bruno Roschnafski oder Youngster Benjamin Rust müssen sich erst im Oberhaus zurechtfinden.
Bei Torsten Daume herrscht derweil das Prinzip Hoffnung. „Wir brauchen einen Sieg. Der würde uns Selbstvertrauen zurückbringen“, fordert der Coach. Allerdings auch schon seit mehreren Wochen. Zuletzt setzte es sieben Pleiten in Folge. Gegen Top-Teams wie Alba Berlin mitunter deutlich. Zuletzt aber immer recht knapp.
Einige gute Ansätze waren da zu erkennen, die entscheidenden Gegentreffer gab es oft erst kurz vor Schluss. „Wir haben schon gezeigt, dass wir spielerisch mithalten können“, sieht Daume keinen Grund für großen Pessimismus. „Uns fehlt einfach die Cleverness im Abschluss.“ Das sieht sein Spieler Jan Sprünken ähnlich: „Wir wissen, dass wir guten Basketball spielen können. Aber wenn wir in Rückstand geraten, verlieren wir zu schnell die Nerven.“ Gleiches gilt offenbar auch hin und wieder für Torsten Daume. Ein lokaler Radiosender wurde zuletzt mit einer Interview-Abstinenz bedacht – offenbar wegen mitunter launischer Spielkommentare.
Der Coach gibt vor, keineswegs ratlos zu sein. Es gelte lediglich, die positiven Aspekte der vergangenen Partien mit in das nächste Spiel zu nehmen. Das findet am Sonntag ausgerechnet gegen die Artland Dragons aus Quakenbrück statt. An denen scheiterte vor zwei Jahren der erste Schwelmer Anlauf auf die BBL. Danach haben die Niedersachsen – aus kleinen Verhältnissen kommend wie die Westfalen – den Schwelmern vorgemacht, wie man als Underdog in der Beletage des Basketballs mithalten kann. Gegen die einstigen Vorbilder soll jetzt also die Trendwende her. Mit dem gleichen Kader wie bisher. Auch wenn sich in Fan-Kreisen hartnäckig Gerüchte über eine mögliche Rückkehr von Ex-Publikumsliebling Antwine Williams halten. Dann müsste aber jemand den Kader verlassen. Denn momentan ist kein Platz für einen US-Amerikaner mehr frei. SVEN PRANGE