Kleine Tonne, großer Preis

Die BSR erhöhen die Müllgebühren deutlich. Besonders stark steigen die Preise für kleine Abfalltonnen. Umweltpolitiker sehen Müllvermeider bestraft und protestieren

Müll machen kostet mehr. Im kommenden Jahr steigen die Gebühren der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) für die Abfallentsorgung deutlich an: und zwar im Durchschnitt um 14,4 Prozent. Als Ursache geben die BSR ein neues Bundesgesetz an, das ab 1. Juni 2005 die Deponierung von unbehandeltem Hausmüll verbietet. Dieser muss wiederverwertet oder verbrannt werden. Der Verzicht auf Deponien sei ökologisch sinnvoll, so BSR-Chef Gerhard Gamperl – und eben teurer.

Die Gebührenerhöhung wäre noch höher ausgefallen, hätten die BSR nicht hohe Rückstellungen für Deponiesanierungen gebildet. Ein Teil dieser von den Kunden aufgebrachten Rückstellungen wird nun aufgelöst. Außerdem hätten die BSR massiv gespart, so Gamperl. So seien in den letzten drei Jahren 1.700 Stellen abgebaut worden.

Die Tarife bildeten nun, im Unterschied zur Vergangenheit, die tatsächlichen Kosten für die Dienstleistungen ab, so Wirtschaftssenator und BSR-Aufsichtsratsvorsitzender Harald Wolf (PDS). Die Gebühren muss die Preisprüfungsstelle beim Senat noch genehmigen.

Einzelne Entsorgungsvarianten werden für die Berliner allerdings drastisch teurer: So steigt der Preis für die wöchentliche Leerung einer 60-Liter-Tonne von 42 Euro pro Quartal auf 65,40 Euro. Diese Tonne wird aber nach BSR-Angaben nur von etwa vier Prozent der Berliner, vor allem in Einfamilienhäusern, genutzt. Ursache für den Preisanstieg sei dabei nicht nur der hohe personelle und logistische Aufwand beim Abholen, sondern auch die hohe Dichte des Mülls in der Tonne, so Gamperl. Im Klartext: die Häuslebauer stopfen ihre Tonne voll, bis nichts mehr reinpasst – während der Müll in der Innenstadt locker in den großen Tonnen lagert.

Um Gebühren zu sparen, schlägt die BSR den wöchentlichen 60-Liter-Tonnen-Nutzern vor, auf die günstigere 120-Liter-Tonne umzusteigen und diese nur alle zwei Wochen abholen zu lassen. Das sei immer noch billiger als bislang, hieß es. Die Bio-Tonne bleibt auch künftig erhalten und kostet im Quartal als 60-Liter-Variante 31,90 statt 26,80 Euro und als 120-Liter-Behälter 32,40 statt 28,90 Euro.

Umweltpolitiker kritisierten gestern die Gebührenerhöhung. Für Daniel Buchholz (SPD) ist es nicht einsichtig, warum die 60-Liter-Tonne fast genauso viel kostet wie ein 120-Liter-Behältnis. Damit gehe der Anreiz zur Müllvermeidung „völlig verloren“. Felicitas Kubala (Grüne) sagte, ihre Fraktion werde es nicht hinnehmen, dass die BSR die Müllvermeidung durch private Haushalte bestrafen.

RICHARD ROTHER