: 12.000 US-Soldaten mehr für den Irak
Indem sie die Dienstzeiten verlängert, erhöht die US-Regierung die Anzahl ihrer Soldaten im Irak auf 150.000
WASHINGTON taz ■ Das Pentagon erhöht seine Truppenstärke im Irak von derzeit 138.000 auf 150.000 Soldaten. Damit erreicht die Zahl der US-Streitkräfte seit Beginn der Invasion im März 2003 Rekordniveau.
Die zivile Führung des Verteidigungsministeriums folgt mit diesem Schritt den Forderungen seiner Generäle, die dazu seit Monaten geraten haben. Präsident Bush hatte zwar stets beteuert, die Armee werde so viele Soldaten bekommen, wie sie anfordere, doch war eine Entscheidung, ähnlich wie die Offensive gegen die Rebellenhochburg Falludscha, aus wahltaktischen Gründen aufgeschoben worden. Nach dem Wahlsieg muss die Bush-Regierung nun nicht mehr Missgunst in der Bevölkerung fürchten oder gar, dass der Schritt als Eingeständnis gewertet werde könne, den USA entgleite im Irak die Kontrolle.
Erklärtes Ziel der Operation ist es, die für Ende Januar geplanten Wahlen abzusichern und den Druck auf die Aufständischen aufrechtzuerhalten. Während und nach dem Sturm auf Falludscha hatten die Angriffe in anderen Landesteilen zugenommen. Mit der aktuellen Soldatenzahl ließen sich weder erobertes Terrain halten noch neue Brandherde bekämpfen. Manche Experten halten die neue Truppenstärke längst nicht für ausreichend und andere warnen, die temporäre Entsendung könne zu einer längerfristigen Mission werden.
Die neue Sollstärke soll vor allem dadurch erreicht werden, dass rund 10.400 Soldaten und Marineinfanteristen nicht wie versprochen nach Hause dürfen, sondern stationiert bleiben, während die vorgesehenen Austauscheinheiten bereits in den Irak verlegt werden. Ursprünglich hatte das Pentagon zugesichert, dass der Einsatz der GIs maximal zwölf Monate dauert. Dieser wird nunmehr für viele zum zweiten Mal verlängert. Die Armeeführung riskiert mit der Entscheidung eine sinkende Moral unter den Streitkräften. Auch in den USA ist es kein Geheimnis, dass viele Soldaten im Irak nicht gerade von glühendem Kampfeseifer beseelt sind. Zudem war November mit 137 Toten der verlustreichste Monat seit Kriegsbeginn. MICHAEL STRECK