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Archiv-Artikel

Kölner Heimspiel vor halb leeren Rängen

Die SPD lädt Kölnerinnen und Kölner zur Diskussion über ihr Programm für die Kommunalwahl im nächsten Herbst, es kommen aber nur Parteimitglieder ins Bürgerhaus nach Kalk. Die Sozialdemokraten wollen künftig mehr Bürgernähe

KÖLN taz ■ „Tralala“, schmettert die Teenie-Combo Los Pollos Locos durch den Großen Saal des Bürgerhauses Kalk. Wenigstens die Band ist an diesem Samstag fast vollständig erschienen. Ganz im Gegensatz zu den Kölner Bürgerinnen und Bürgern, die die Kölner SPD zur Diskussion über ihr Programm für die anstehende Kommunalwahl im Herbst 2004 eingeladen hatte. Die Resonanz auf den erstmals „offen“ ausgetragenen Findungsprozess bleibt gering. Außer SPD-Mitgliedern interessiert sich kaum jemand für das Wahlprogramm. Kölns Parteichef Jochen Ott ist um eine Erklärung nicht verlegen: „Die Medien sind Schuld. Kaum welche haben berichtet.“

Nach 40 Minuten Musik ebbt die Begeisterung gänzlich ab. Ott und Ratsfraktionschef Martin Börschel treten vor gut 200 SPDlern auf die Bühne. Ihre Botschaft: Kölns SPD will ein Signal setzen, mit „neuen Strukturen, neuen Köpfen, neuen Inhalten“ die Zukunft der Stadt gestalten.

Die Wünsche der SPD-Basis sind auf acht Stellwänden verzeichnet. Auf die Jugend- und die Stadtentwicklungspolitik setzt ein großer Ansturm ein. Aber SPD-Mitglied Ulrike Heuer bremst die Euphorie: „Wir haben ein Ziel formuliert, aber wir wissen: Das ist nicht finanzierbar. Da müssen die Bürger Eigenverantwortung übernehmen.“

Kaum Interessenten findet der „Wirtschaftsstandort Köln“. Da hilft auch die flotte Präsentation nicht viel: ICE, Flughafen und Industrieanlagen flimmern über die Leinwand. „Nein, mit Ohnmacht der Bürgerinnen und Bürger gegenüber solchen Projekten hat das nichts zu tun“, erklärt der Kölner Juso-Vorsitzende Rafael Struwe. „Die Bezirke müssen erhalten bleiben, aber Themen von solcher Reichweite können auch in Zukunft nur im Rat entschieden werden.“

Die Entscheidung über das Kommunalwahlprogramm fällt am 20. März der SPD-Parteitag.

DIRK KRÜGER