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Archiv-Artikel

Gemeinsame Kasse

Der Verein der Bremer Sparkasse hat gestern den Weg für eine gemeinsame Holding mit der Hamburger Sparkasse (Haspa) freigemacht

„Die örtliche und persönliche Nähe zu unseren Kunden bleibt bestehen“

von KLAUS WOLSCHNER

So viele schwarze Anzüge hat die große klassizistische Kassenhalle der Bremer Sparkasse wohl noch nie gesehen: Mehr als 500 Mitglieder des wirtschaftlichen Vereins „Sparkasse Bremen“ waren erschienen, um über eine scheinbare Formalie abzustimmen: Für die Übertragung des Bankbetriebes auf eine Aktiengesellschaft „Bremer Sparkasse“ sollen in Zukunft nur noch 75 Prozent der anwesenden Stimmen nötig sein. Allen aber war natürlich klar, wohin die Reise gehen soll.

„Die Sparkasse Bremen und die Hamburger Sparkasse AG beabsichtigen, ihre Stabs-, Steuerungs- und Abwicklungsaktivitäten in einer gemeinsamen Retail-Holding zu bündeln“, so schlicht lautete vor Monaten die Ankündigung. Auf Deutsch: Vorn an der Fassade steht Sparkasse dran, für die Kundenkontakte ist die Bremer Sparkasse zuständig. Aber (fast) alles, was hinter dem Schalter passiert, wird mit Hamburg zusammengelegt. Da passte die gestern verbreitete Mitteilung gut dazu, dass auch die Bremerhavener Sparkasse ihre Umwandlung in eine AG betreiben will, um sich der Achse Bremen - Hamburg anzuschließen.

Bisher ist diese Strategie etwa im Bereich der Bausparkassen, der Versicherungsangebote und auch der EDV-Entwicklung schon praktiziert worden. Geld-Anlagen in Aktienfonds macht die Deka-Bank, eine gemeinsame Gründung der Sparkassen. „Schon heute wird der überwiegende Teil unserer Dienstleistungen nicht mehr in der Sparkasse erbracht“, erklärte Sparkassen-Chef Jürgen Oltmann. Kern sei „die örtliche und persönliche Nähe zu unseren Kunden“. Die bleibe bestehen.

Das Modell soll offen sein für andere Sparkassen, die derzeit in heftigen Debatten über ihre Zukunft sind. Denn im Jahre 2005 läuft nach dem EU-Verdikt der Vorteil aus, den die Sparkassen als öffentlich-rechtliche Institutionen hatten: Das Risiko, ihnen Geld zu leihen, war nahe null, Sparkassen zahlen daher geringere Zinsen für ihre Kredite als normale Banken.

Vor kurzem erst hatte die Stralsunder Bürgerschaft die Debatte um die Zukunft der Sparkassen erneut losgetreten. Sie beschloss, die 40.000 Kundenkontakte ihrer lokalen Sparkasse zu verkaufen. SEB-Bank und Commerzbank haben Interesse signalisiert. Unlängst haben die niedersächsischen Sparkassen grünes Licht für eine Fusion ihres Verbandes mit dem Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein gegeben. Sie versprechen sich „erhebliche Kosteneinsparungen“. Und spätestens drei Jahre später sollen Verhandlungen mit dem Hanseatischen Sparkassen- und Giroverband in Hamburg über eine enge Kooperation aufgenommen werden.

Wer Tempo verliere, verliere, sagt der Bremer Sparkassen-Vorstand Oltmann angesichts dieser Lage im Bankengewerbe. Mit dieser Einsicht hat er in den vergangenen Wochen in unermüdlichen Einzelgesprächen die Bedenken gegenüber einer Fusion gegen die gemeinsame „Retail-Holding“ zu zerstreuen versucht – offensichtlich mit Erfolg. Denn im Vorfeld gab es zwar viele, die vor einer kalten Übernahme warnten. Der zunächst vorgebrachte Alternativantrag wurde indes zurückgezogen.