Gehaltskürzungen: Diskussion geht in falsche Richtung
Die Entscheidung der Senatsklausur ist nachvollziehbar: Wenn in den nächsten Jahren fast fünfzig Prozent der Lehrer in Pension gehen und man dafür billigeren Nachwuchs holen kann, ist das für die leeren Kassen Berlins eine große Entlastung. Genauso verständlich wie erwartbar auch der Protest der GEW: Wer den Lehrern noch weniger zahle, mache den Beruf nicht attraktiver, man werde Probleme bekommen, guten Nachwuchs zu finden.
KOMMENTARvon SUSANNE AMANN
Das Problem ist: Beide Seiten haben Recht. Der Senat, weil Berlin einfach kein Geld mehr hat und jede Möglichkeit nutzen muss, zu sparen. Die Lehrergewerkschaft, weil sie zu Recht befürchtet, dass die guten Lehrer bei schlechter Bezahlung keine Lust mehr auf den Stress in den Problembezirken haben und eventuell in besser zahlende Bundesländer abwandern.
Trotzdem bringt die Diskussion nicht weiter, weil beide Seiten das Kernproblem nicht anpacken wollen oder können: Der Lehrer der Zukunft sollte weder nach A 13 oder A 12 bezahlt werden, sondern schlicht nach Leistung. Das würde nicht nur die Qualität des Unterrichts erheblich steigern, sondern auch das Ansehen der Lehrer in der Gesellschaft. Sie würden nicht mehr als „faule Säcke“ mit viel Urlaub und Beamtengehalt gelten – sondern als das, was sie zwar nicht immer, aber oft sind: Hart arbeitende Pädagogen, die mit den Problemen alleine gelassen werden, die gesamtgesellschaftlich gelöst werden müssten.
Erst das würde dazu führen, dass der Beruf des Lehrers für die Besten eines Jahrgangs attraktiv wird – denn die lassen sich mit Geld nicht ködern. Das zeigt das Beispiel Finnland, wo der Lehrerberuf hoch angesehen, aber lange nicht so gut bezahlt ist wie in Deutschland. Dass das hier noch nicht angekommen ist, zeigt die Diskussion um die Besoldungsstufen von verbeamteten Lehrern mal wieder sehr deutlich.
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