: Freie Fahrt für die Stummel-U-Bahn
Senat steht kurz vor einer Einigung mit dem Bund über die U-Bahn vom Lehrter Bahnhof zum Brandenburger Tor
Die Signale für die Mini-U-Bahn vom Lehrter Bahnhof zum Brandenburger Tor stehen auf Grün. „Bei den Verhandlungen mit dem Bund sind wir auf einem guten Weg“, bestätigte gestern Petra Rohland, Sprecherin von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD). Endgültig entscheiden werde der Rechnungsprüfungsausschusss des Bundestages aber erst im Januar. Nachdem die Verlängerung der U 5 vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof vom Senat aus Finanznot auf Eis gelegt worden war, forderte der Bund bereits verbaute Investitionsmittel in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro von Berlin zurück. Die Rumpf-U-Bahn könnte ein für den Bund tragbarer Kompromiss sein.
„Die Röhren sind ja bereits fertig“, so die Strieder-Sprecherin. Die Kurz-U-Bahn könnte mit einem relativ geringen Aufwand betriebsbereit gemacht werden. Bereits zur Fußball-WM im Sommer 2006 könnte die 2-Stationen-Linie fertig sein. Sie führt vom Lehrter Bahnhof, dem künftigen Hauptbahnhof, über die Station am Reichstag zum Brandenburger Tor. Die Tunnelröhren waren ursprünglich für eine Verlängerung der U-Bahnlinie 5 vom Alexanderplatz bis zum Lehrter Bahnhof vorangetrieben worden. Der Senat stoppte die Bauarbeiten aber im Jahr 2001, unter der Straße Unter den Linden wurde nach dem Protest anliegender Geschäftshäuser nicht mehr weitergegraben.
„Erstmals in der Geschichte der Stadt hätten wir einen U-Bahnhof, der den Namen Brandenburger Tor trägt“, sagte die Strieder-Sprecherin. Insbesondere für Touristen sei das ein Gewinn. Wegen der vielen Touristen erhoffen sich die U-Bahn-Planer auch einen kostendeckenden Betrieb. Für diesen müsste die vom Senat hoch subventionierte BVG sorgen.
Für den Berliner Fahrgastverband IGEB macht die Mini-U-Bahn jedoch „verkehrlich überhaupt keinen Sinn“, sagte gestern der stellvertretende Verbandsvorsitzende Matthias Horth. Selbst wenn der Bund den Ausbau der Strecke finanzieren würde, kämen auf die BVG und damit Berlin noch erhebliche Betriebsverluste zu, so Horth. „Bestenfalls geht es darum, dass der Reichstag einen eigenen Anschluss bekommt.“ Dafür Geld auszugeben, das an anderer Stelle fehle, sei aber nicht sinnvoll.
„Die Stummel-U-Bahn gehört ins verkehrspolitische Kuriositätenkabinett“, so Horth weiter. Da es keine Verbindungen zum bestehenden System gebe, müsste sogar eine eigene Werkstatt gebaut werden. Es gebe viele andere Projekte, bei denen man mit dem Bund noch einmal verhandeln und sich auf eine sinnvolle Gesamtlösung einigen könnte.
Seit Wochenbeginn verkehren unterdessen auf der U 5 zwischen Alexanderplatz und Frankfurter Allee wieder Züge. Damit ist der erste Sanierungsabschnitt der Linie abgeschlossen. Durch die dreimonatige Vollsperrung konnte „Tag und Nacht“ gebaut und dadurch Geld gespart werden, so BVG-Vorstandsmitglied Hans-Heino Dubenkropp. Die Baumaßnahmen hätten mit einem Kostenvolumen von 15 bis 18 Millionen Euro mindestens 15 Prozent unter dem vom Senat veranschlagten Budget gelegen. ROT