„Ich gehe freiwillig“

Die Geschäftsführerin der Mahnmalstiftung, Sibylle Quack: Bin nicht zum Rücktritt gedrängt worden

Die Geschäftsführerin der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Sibylle Quack, ist Spekulationen entgegengetreten, sie habe nicht freiwillig ihren Vertrag bei der Stiftung auslaufen lassen. „Es war eine freiwillige Angelegenheit“, betonte die 52-jährige Historikerin im Gespräch mit der taz. Sie habe schon länger vorgehabt, zum 31. März kommenden Jahres die Geschäftsführung der Bundesstiftung abzugeben, wenn ihr Vierjahresvertrag ausläuft. Sie wolle sich anderen Plänen widmen.

Über eine mögliche Kündigung von Sibylle Quack war vor einigen Wochen gemutmaßt worden, weil es im Kuratorium der Stiftung massive Kritik an ihrem Krisenmanagement bei der Affäre um den Graffiti-Schutz von Degussa für die Stelen des entstehenden Denkmals gegeben hatte. Vor allem mit Lea Rosh, die im Vorstand des Kuratoriums ist, hatte sich die Geschäftsführerin eine heftige öffentliche Auseinandersetzung geliefert. Lea Rosh war eine der Personen im Kuratorium, die sich vehement gegen eine Beteiligung von Degussa am Bau des Mahnmals ausgesprochen hatte, weil eine Firmentochter des Konzerns in der NS-Zeit das Mordgas Zyklon B für Konzentrationslager produziert hatte. Sibylle Quack dagegen hatte für das Degussa-Mittel votiert.

Wer sich gestern nach möglichen anderen Gründen für den Rücktritt in der „Mahnmal“-Szene und in der Stiftung selbst umhörte, erhielt außer irgendwelchen Munkeleien keinerlei konkreten Hinweis, dass Sibylle Quack zum Rücktritt beziehungsweise zur Nichtverlängerung des Vertrags gedrängt worden sei. Die Noch-Geschäftsführerin betonte, sie wolle sich in Zukunft verstärkt ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen – „etwas mit Amerika“, wie sie andeutete. Sibylle Quack ist derzeit zugleich Professorin für Politikwissenschaften an der Universität Hannover. PHILIPP GESSLER