: Arbeitslos mobben
Mobbingfälle bei Discountern häufen sich. Verein für Konfliktberatung bietet Hilfen an
Die Gewerkschaft ver.di hat wegen der Zustände unlängst bundesweit Alarm geschlagen: Mit ihren rigiden Sparprogrammen würden Handelsketten wie Aldi, Schlecker und Lidl die ohnehin schon seit Jahren „problematischen innerbetrieblichen Verhältnisse“ in ihren Discountläden für ihre Beschäftigten weiter verschlechtern (taz berichtete). In Hamburg häufen sich derweil vermeintliche Fälle von Mobbing. Bei Anwalt Mark Rüdlin sind mehrere Fälle aufgelaufen.
Dabei kann der Jurist ein gewisses Schema erkennen. Bei Krankheit unterliegen die Mitarbeiterinnen systematischen Schikanen. „Dabei wird eine Eskalation künstlich inszeniert“, sagt Rüdlin. So werden Testkäufer an die Kasse der unliebsamen Verkäuferin geschickt, die bewusst Schmuggelware in Produkten versteckt haben. Erkennt die Kassiererin den möglichen Klau nicht sofort, kommt sie auf die Abschussliste.
In Gesprächen mit Bezirksleitern werde der Versuch einer Schlichtung vorgegaukelt und dann Klartext geredet: Der Mitarbeiterin würde deutlich gemacht, wenn sie ein gutes Zeugnis bekommen möchte, dass sie selbst ohne Einhaltung von Fristen kündigen soll. Rüdlin: „Das sorgt dann für Sperrungen und Ärger beim Arbeitsamt.“
Der Mediziner Alfred Fleißner will sich im Rahmen eines Forschungsprojektes „Konflikt- und Motivationsforschung am Arbeitsplatz“ am Universitätsklinikum Eppendorf der Problematik annehmen. Morgen um 16 Uhr findet im Seminarraum der Psychiatrischen Station ein erstes Treffen für Betroffene statt. Eine weitere Betreuung soll durch den Verein für Mobbingopfer Klima e. V. gewährleistet werden.
MAGDA SCHNEIDER