: Museen für Millionen
Die Berliner Museen werden gestürmt: Rekord mit über zehn Millionen Besuchern in diesem Jahr. Bereits 2003 war der Trend ansteigend. Staatliche Häuser müssen an private Museen abgeben
VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
Das MoMA-Spektakel beschert Berlin nachhaltigen Erfolg. Mit der Schau hat sich die Stadt nicht nur in die Oberliga der europäischen Ausstellungsmetropolen zurückgemeldet. Dank der New Yorker Bilderflut erreichen die Berliner Museen und Denkstätten in diesem Jahr den Rekordbesuch von zusammen zehn Millionen Besuchern. Damit habe Berlin erstmals die gleiche Zahl von Museumsbesuchen wie das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, sagte Kultursenator Thomas Flierl (PDS) am Dienstag. Die Schau des Museums of Modern Art in der Neuen Nationalgalerie mit 1,2 Millionen Besuchern bedeute eine Bestätigung, dass die hiesigen Museen „außerordentlich attraktiv und von kulturwirtschaftlicher Bedeutung“ seien.
Die Rekordmeldung für 2004 machte Flierl bei der Vorstellung der Besucherzahlen für die staatlichen, städtischen und großen privaten Museen für das Jahr 2003. Sie wurde vom Institut für Museumskunde für die 128 Berliner Museen und Sammlungen ermittelt. 2003, so der Kultursenator, habe den Erfolg von 2004 vorgezeichnet. Bereits im Vorjahr hätten die Museen einen Besucherrekord zu verzeichnen gehabt. „Entgegen dem Bundestrend“ seien die Besucherzahlen um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Von 8,79 Millionen Museumsbesuchern 2002 steigerte sich die Gesamtbesucherzahl im Jahr 2003 auf 9,31 Millionen. Über zehn Millionen werden es in diesem Jahr.
Auch angesichts der Rekorde muss sich der Generaldirektor der Berliner Museen, Peter Klaus Schuster, erneut die Frage nach einem zukunftsweisenden Konzept und dem Marketing gefallen lassen. Denn die größten Zuwächse können nicht seine Häuser, sondern private oder von Bundesstiftungen geführte Museen verbuchen. Spitzenreiter blieb zwar das Pergamonmuseum: Dorthin kamen die meisten Besucher (726.910), allerdings weniger als 2002 (790.000). Genauso erging es der Alten Nationalgalerie, die fast 100.000 Besucher weniger bestaunten, ein Rückgang um fast 20 Prozent. Ausgeglichen – jedoch teilweise auf fragwürdig niedrigem Niveau – blieben die Zahlen für das Alte Museum (380.000), die Gemäldegalerie am Kulturforum (260.000) und das Ägyptische Museum (340.000).
Aufsteiger dagegen sind das umstrittene Museum am Checkpoint Charlie, das nach der aktuellen Mauerkreuz-Aktion in diesem Jahr wohl seinen zweiten Platz ausbauen wird. Die Sanierung und der Neubau des Pei-Baus für das Deutsche Historische Museum haben dort ebenfalls zu großen Steigerungsraten bei den Besucherzahlen geführt, genauso wie beim Jüdischen Museum und der „Topographie des Terrors“.