Schüffel-Test in Blumenthal

Fachkundige Nasen sollen die Sorgen der Anwohner wegen des Ausbaus des Sondermüllofens der Brewa zerstreuen

Bremen taz ■ Da hilft kein Messgerät, da hilft nur die menschliche Nase. Geschult muss sie sein, ein wenig sensibel, auf Chemikalien spezialisiert. Hartmut Teutsch, Chemiker beim Gewerbeaufsichtsamt in Bremen, hat so ein Riechorgan. Und er ist sich ziemlich sicher: Die üblen Gerüche, die seit Wochen durch Blumenthal ziehen, mögen vielleicht vom Gelände der Bremer Wollkämmerei herrühren – aus dem Schornstein der dortigen Eindampfungs- und Verbrennungsanlage aber kommen sie nicht. Denn die Gerüche, die er selbst vor Ort erschnüffelt hat, „können niemals aus der Feuerung kommen.“ Der Bevölkerung indes sei dies „schwer zu vermitteln“.

In der umstrittenen Anlage verbrennt die Brewa, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Bremer Wollkämmerei, pestizidbelastetes Wollwaschwasser – und andere giftige Abfälle in wässriger Lösung. Um die Anlage auch in Zukunft auszulasten, soll der Anteil dieser Fremdabfälle, bisher auf 25 Prozent beschränkt, künftig kräftig steigen. Die AnwohnerInnen in Bremens nördlichstem Stadtteil laufen dagegen Sturm – nicht nur wegen des Gestanks, sondern auch wegen möglicher Gesundheitsgefahren.

Beirat, Bürgerschaft und Senat müssten „alles unternehmen, um zu verhindern, dass Blumenthal zu einem Standort für Müllverbrennung wird“, fordert der Bürgerantrag der frisch gegründeten „Unabhängigen Bürgerbewegung Blumenthal und umzu“. Denn auch ein Kohlekraftwerk der Wollkämmerei soll künftig Abfälle verfeuern.

400 Einwendungen gegen den Ausbau der Brewa-Anlage musste das Gewerbeaufsichtsamt Anfang des Monats erörtern, das Protokoll der Verhandlung soll Anfang Januar vorliegen. Erste Ergebnisse zeichnen sich bereits ab. So hält es Teutsch für ausgeschlossen, dass sich die Forderung nach einer Erhöhung des Schornsteins um 50 Meter durchsetzt. Schlacke und Asche allerdings soll die Brewa auf dem Gelände künftig nicht mehr unter freiem Himmel lagern dürfen. Auch ist wahrscheinlich, dass ein anderer Gutachter eine weitere Emissionsprognose erstellen soll. Mit der Brewa will die Behörde zudem über weitere Umweltschutzmaßnahmen an der Anlage verhandeln.

Der neue Gutachter soll sich auch auf die Suche nach der Quelle des Gestanks begeben, etwa mit einer „Fahnenbegehung“. Am liebsten wäre es den amtlichen Riechern jedoch, sie könnten alle von der Brewa zur Verbrennung angenommenen Abfallstoffe „separat durchschnüffeln“. Dem hat die Betreiberin der Eindampf- und Verbrennungsanlage bislang aber nicht zugestimmt. Armin Simon