Verein verzockt Trabrennbahn

Berliner Trabrennverein beschließt Verkauf seiner Bahn in Mariendorf an die Firma des Vorsitzenden. Das Tafelsilber werde billig veräußert, kritisieren Mitglieder. Kampfansage an Rennbahn Karlshorst

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Trabrennsport in Deutschland ist seit zehn Jahren ein Auslaufmodell. Die Rennvereine, die von den Umsätzen an den Wettschaltern leben, leiden unter chronischem Geldmangel – auch der Berliner Trabrennverein (BTV), der die Rennbahn in Mariendorf betreibt. Die ist nur noch einmal im Jahr gut besucht, wenn mit dem Deutschen Traberderby das wichtigste Rennen der Republik ausgefahren wird. Über 20.000 Zuschauer bevölkern dann das riesige Areal. An normalen Renntagen allerdings verlaufen sich nur wenige hundert Pferdesportanhänger an die Bahn. Die Wettumsätze reichen nicht mehr aus, um die Kosten zu decken.

Der Vorsitzende des BTV, Ulrich Mommert, war der Meinung, der Rennbetrieb in Mariendorf könne nur sichergestellt werden, wenn das Renngelände verkauft wird. Als Käufer bot er sich selbst an. Am Montagabend stimmten die Mitglieder des BTV dem Verkauf der 19 Hektar großen Anlage an Mommerts Firma, einen österreichischen Autozulieferer, schließlich zu. 4 Millionen Euro bringt das dem klammen BTV. Allerdings nicht auf einen Schlag: Das Geld soll je nach Bedarf in Raten ausgezahlt werden. Damit will Mommert verhindern, dass das Geld nicht in seinem Sinne verwendet wird, falls er einmal als BTV-Vorsitzender abgewählt werden sollte. Darüber hinaus verpflichtet sich der Käufer, dass zehn Jahre lang auf dem Gelände nur Trabrennsport stattfindet.

Dass die Abstimmung mit 33 zu 27 Stimmen doch knapp ausgefallen ist, liegt zum einen an der emotionalen Bindung vieler BTV-Mitglieder an die eigene Bahn. Zum anderen aber am Misstrauen gegen Mommert, dem vorgeworfen wurde, das Tafelsilber des Vereins billig erstehen zu wollen, um später große Geschäfte mit dem Gelände machen zu können. Mommert weist das weit von sich. Er habe bereits 850.000 Euro in den Verein gesteckt. Nun wolle er nicht länger Sponsor sein, sondern Investor, der sicherstellen will, dass Trabrennsport in Berlin mit dem Namen Mariendorf verbunden bleibt.

Nach dem Kauf des Geländes machte Mommert eine Kampfansage an den anderen Berliner Rennverein, den Pferdesportpark Karlshorst: „Das wird jetzt ein knallharter Verdrängungskampf.“ Er kann sich nicht vorstellen, dass in Berlin dauerhaft zwei Rennbahnen nebeneinander existieren können. Der Betreiber der Karlshorster Bahn ist da zuversichtlicher. Dimitrios Vergos, der als Geschäftsführer des BTV gescheitert ist und jetzt die Ostbahn managt, träumt von einer großen Zukunft des Trabrennsports in Deutschland. Er will mit einem Mischkonzept aus Reitanlage, Veranstaltungszentrum, Gastronomie und Trabrennen den Standort Karlshorst sichern.

Doch auch im Osten werden rote Zahlen geschrieben. Gut möglich, dass der angekündigte Verdrängungswettbewerb letztlich beide Bahnen ruiniert. Dem Trabrennsport fehlen nämlich nicht nur Fans, sondern auch die Zugpferde: So gibt es zu wenig Rösser in der Stadt, um genug Rennen zu veranstalten.