informationspanne : Peinlich, peinlich für die BVG
Umfassende Bürgerbeteiligung bis ins Kleinste, Mikromarketing bis in die Haushalte hatten die BVG zugesagt, seit sie im Frühjahr erstmals ihr neues Verkehrskonzept präsentierten. Das sollte den Fahrgästen die Angst vor Veränderungen nehmen. Nun, über ein halbes Jahr später, gibt es kurz vor dem Start eine Rüge von der Verkehrssenatorin. Wie überaus peinlich.
KOMMENTARVON STEFAN ALBERTI
Um diese Rüge richtig einschätzen zu können, muss man sich vor Augen halten, dass Junge-Reyer keine ist, die erst redet und dann denkt. Wenn sie wie gestern der BVG vorhält, ihre Zusagen von umfassender Information nicht eingehalten zu haben, dann macht sie das nicht ohne ausreichend Grund dafür.
Die öffentliche Abreibung kommt umso unpassender für die BVG, weil sie eine Öffentlichkeitskampagne konterkariert, in die viel Geld geflossen ist. Reihum machte eine mehrseitige, bunte BVG-Beilage mal die eine, mal die andere Berliner Tageszeitung dicker. Fünf Millionen Euro hat die Kampagne nach Unternehmensangaben insgesamt gekostet. Dass jetzt, zum Abschluss der Werbeaktionen, die oberste Verkehrspolitikerin Defizite kritisiert, ist der Marketing-GAU schlechthin.
Denn prinzipiell kam die BVG-Strategie nicht schlecht daher mit ihrem „vrrrrooom“-Schriftzug und der „Formel M“, die Tempo suggerieren, über das noch zu streiten ist. Das war in jedem Fall eine andere BVG, als sie noch in vielen Köpfen verankert ist. Nicht die altbackene Tante, sondern eher deren smarte Nichte. Nicht das mit rüpelnden Kontrolleuren Geld eintreibende Unternehmen, sondern ein moderner Dienstleister.
Junge-Reyers Rüge holt da in die Realität zurück. Zu einem Unternehmen, bei dem sich zwar schon einiges bewegt hat, aber eben noch nicht alles.