: „Ein Leben lang Erzieherin? Kann ich mir nicht vorstellen“
ALLTAGSBERICHT Viele ErzieherInnen haben wegen ihres dürftigen Gehalts einen Zweit- oder Drittjob, sagt die Pädagogin Hülya Baba. Sie verdient nur 1.200 Euro netto. Ihr Job ist laut, stressig und anspruchsvoll
„Ich arbeite seit zwölf Jahren als ausgebildete Facherzieherin für Integration. Mit meiner Kollegin betreue ich 18 Kinder im Alter von viereinhalb bis sechs Jahren. Zwei davon sind Integrationskinder, die ich speziell fördern soll. Diese Förderung fällt oft aus, weil ich Kolleginnen vertrete.
Als Erzieherin verdiene ich netto zirka 1.200 Euro pro Monat. Morgens hole ich die Kinder zuerst vom Frühdienst ab. Dann gehen wir in unsere Gruppenräume. Wenn unsere Reinigungskräfte krank sind, putzen wir vorher noch selbst die Räume.
Nach dem Frühstück und dem Morgenkreis gehen wir zum Toben bei gutem Wetter nach draußen. Bei schlechtem Wetter bleiben wir mit den Kindern drinnen. Dann ist unsere Lärmbelästigung viel höher.
Honoriert wird unsere Arbeit leider nicht in dem Maße, wie wir es verdient hätten. Als Erzieherin in einer Vorschulgruppe bin ich ja privilegiert, meine Kolleginnen im Elementarbereich haben eine noch höhere Arbeitsbelastung. Sie betreuen Kinder ab eineinhalb Jahren und müssen Windeln wechseln, füttern und Kinder in den Schlaf wiegen.
Wir Erzieherinnen hier haben fast alle einen Zweitjob, einige einen dritten. Dies ist ein enormer Stress. Ich selbst kann mir eigentlich nicht vorstellen, mein Leben lang Erzieherin zu bleiben. Natürlich bin ich dafür, dass man unseren Lohn erhöht. Es gibt ja Länder, da werden Erzieher wie Lehrer bezahlt. Manchmal glaube ich, die Politiker hier haben keine Kinder. Sonst würden sie Gesetze anders machen.“
PROTOKOLL: MONIKA SCHMIDTKE
■ Hülya Baba, 41, arbeitet als Erzieherin in der Kindervilla Waldemar e. V. in Berlin.