: Wahl mit Haken und Ösen
Die Kölner SPD wählt heute ihre Kandidaten für die Landtagswahl. Das gibt Zoff: wegen Anke Brunn, aber auch weil es Parteichef Jochen Ott nach Düsseldorf zieht
Köln taz ■ Die Aufstellung der Landtagskandidaten bei der Kölner SPD ist zwar längst nicht so spannend wie die bei der Union in der kommenden Woche. Trotzdem wird es aber heute im Bürgerzentrum Chorweiler wohl den einen oder anderen Zoff geben. In der Kritik steht vor allem die Landtagsabgeordnete Anke Brunn. Sie soll ihr Wahlkreisbüro illegal finanziert haben. Die Staatsanwaltschaft braucht bereits etliche Monate, um die tatsächlichen Vorgänge aufzuhellen. Wegen dieser Ermittlungen hat der SPD-Ortsverein Niehl einstimmig gefordert, dass Brunn nicht mehr für das Parlament kandidieren sollte. Brunn aber fühlt sich unschuldig und will erneut antreten.
Das zweite Ziel mancher aufsässiger Genossen ist der Kölner Parteichef Jochen Ott. Er tritt in Porz und Kalk gegen den bisherigen Abgeordneten Friedhelm Lenz an. Viele beobachten die landespolitischen Ambitionen des jungen Lehrers, der gerade erst in den Stadtrat gewählt wurde, mit Argwohn. Ott sei ein „zweifelhafter Kandidat für den Landtag“, schimpft Lena Wolter. In etlichen Briefen und Anrufen macht sie gegen Ott und seine Anhänger mobil.
Die Äußerung ist der vorläufige Höhepunkt des parteiinternen Streits, der mit harten Bandagen ausgetragen wird. Weil mehrere Genossen ausländischer Herkunft in der Niehler SPD aktiv sind, gehen üble Beschimpfungen hin und her. Der eine spricht von „Schwarzköpfen“, die andere zitiert die „türkischen Freunde“ mit Sprüchen wie „Ich spucke auf diese Partei“. Gegenseitig werfen sich die Genossen vor, Wahlen nicht ordnungsgemäß abgewickelt zu haben. Wie verhärtet die Fronten wirklich sind, wird sich nun bei den Kandidaturen von Brunn und Ott zeigen.
Nicht mehr antreten wird die Politikerin Annelie Kever-Henseler, die mit ihrer Partei im Streit über ihre Verstrickung in den Spendenskandal liegt. Kever-Henseler fühlt sich weiterhin unschuldig und gibt sich vor Gerichten kampfeslustig. Eine erneute Aufstellung für den Landtag wäre deshalb auch kaum in Frage gekommen.
Eher unumstrittene Kandidaten sind Martin Börschel, Stephan Gatter, Marc Jan Eumann und Tayfun Keltek. In Rodenkirchen stehen sich die Konkurrentinnen Ingrid Hack und Carola Steiner gegenüber. Nach der Abstimmung über die Kandidaten wollen die SPD-Delegierten auch über das Ratsbündnis mit der CDU beraten. Frank Überall