Die Party war schöner

Große Anhörung zu Schulschließungen fand ohne Senatorin statt. Sie feierte derweil ein Fußball-Plakat

Der Schulausschussvorsitzende Marino Freistedt (CDU) liebt die Wahrheit. Die Senatorin sei wegen der Fußball-WM verhindert und komme „etwas später“, erklärte er am Donnerstag gegen 18.30 Uhr den über 500 Eltern und Lehrern im Hörsaal A der Universität: „Es handelt sich um eine wichtige Präsentation im Zusammenhang mit der Auswahl des Maskottchens.“ Brüllendes Gelächter im Saal.

Die Senatorin kam nicht. Auch nachdem sie gegen halb acht das WM-Plakat enthüllt und somit ihre Aufgabe erfüllt hatte (siehe Seite 28), zog sie den Promi-Empfang vor. So konnten die zahlreichen Bürger, die bis Mitternacht bezirksweise dazu aufgerufen wurden, um für die 53 bedrohten Standorte zu kämpfen, nur hoffen, dass die CDU-Abgeordneten ihre Einwände an Dinges-Dierig weiterleiten. Etwa den einer Mutter aus Osdorf: „Sie sehen so jung aus. Sie haben wohl keine Kinder“, fragte sie den Abgeordneten Robert Heinemann. „Sie wissen noch nicht, wie es ist, wenn man Angst um ein Kind hat, weil es einen gefährlichen Schulweg geht. Die Dinges-Dierig vielleicht, aber die sieht man ja nie!“

„Wer neu in Hamburg ist, sollte lernen, dass man hier die Bürger ernst nimmt und ein Maskottchen vielleicht nicht ganz so wichtig“, zürnte Holger Gisch von der Elternkammer. „Es ist kein Dialog, wenn man nur die nicht entscheidungsfähigen Abgeordenten an die Front schickt“, monierte der frühere Umweltsenator Jörg Kuhbier (SPD). Und für GAL-Politikerin Christa Goetsch ist Dinges-Dierig „als Senatorin nicht mehr ernst zu nehmen“.

„Die Frau ist falsch im Amt“, urteilte auch die SPD-Politikerin Britta Ernst und sprach von einem „Supergau“ für die CDU. Denn die hatte sich die Anhörung als krönenden Abschluss ihrer Bürgerbeteiligung gedacht. „Ich war davon ausgegangen, dass die Senatorin kommt“, erklärte denn auch CDU-Politikerin Heinemann. „Und ich hätte mich gefreut, wenn sie da gewesen wäre.“ KAJ