piwik no script img

Archiv-Artikel

„Versorgung sehr gut“

Nun geht das EU-Jahr der behinderten Menschen zu Ende. Experten ziehen eine erstaunlich positive Bilanz

Zum Ende des Jahres mal eine leidlich gute Nachricht: Sigrid Gaubert vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin zieht insgesamt auch eine positive Bilanz des in diesen Tagen zu Ende gehenden Jahres der behinderten Menschen. „Die Behindertenversorgung in Berlin ist sehr gut“, meint Gaubert. 2003 sei es zudem gelungen, Kürzungen von über 50 Millionen Euro in diesem Bereich abzuwenden. Eine Erfolgsmeldung? Die Europäische Union hatte es sich dieses Jahr zum Ziel gesetzt, die Gleichberechtigung behinderter Mitbürger im öffentlichen Leben zu fördern. In Berlin gibt es etwa 500.000 Behinderte. Was hat das Jahr für sie gebracht?

Der behindertengerechte Umbau des öffentlichen Personennahverkehrs ist recht weit fortgeschritten. „78 Prozent aller Eindeckerbusse sind mittlerweile Niederflurfahrzeuge“, berichtet der Landesbehindertenbeauftragte Martin Marquard zufrieden. Gleiches gilt für die S-Bahn, bei der inzwischen zwei Drittel aller Bahnhöfe für Rollstuhlfahrer problemlos zugänglich sind. Nicht ganz so gut sieht es bei der U-Bahn aus, wo etwa ein Drittel aller Bahnhöfe für Behinderte umgebaut wurden.

Auf den Erfolgen ausruhen will sich Marquard aber nicht. „Es muss weitergehen mit dem Umbau.“ 2004 soll der Prototyp eines Niederflur-Doppeldeckerbusses den Dienst aufnehmen. Zwar gibt es bereits heute solche Busse – der Einstieg für die Passagiere liegt bei ihnen allerdings zu hoch. Die Umrüstung auf Niederflurbusse soll bei den einstöckigen Bussen 2004 nahezu abgeschlossen sein, so Marquard.

Zugleich hatten die behinderten Berliner 2003 auch ein paar bittere Pillen zu schlucken. So wurde den Sehbehinderten das Blindengeld drastisch gekürzt. Manche Betroffenen erhielten fast nur noch halb so viel Geld. Positiv äußert sich Regina Kneiding. Die Sprecherin von Sozialsenatorin Knake-Werner erwähnt besonders die neuen Kurse für Gebärdendolmetscher, die in diesem Jahr ins Leben gerufen wurden. „Gerade hier gibt es große Engpässe.“ Die Arbeiterwohlfahrt wiederum hat sich 2003 verstärkt um die Problematik behinderter alter Menschen bemüht. Und jetzt könnte auch ein Rollstuhl fahrender Mensch Bundespräsident werden: Der Amtssitz des Bundespräsidenten wird aufwändig rollstuhlgerecht umgebaut. TORBEN TRUPKE