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Archiv-Artikel

Darfurs Krieg gefährdet Sudans Frieden

Im Westen des Landes eskaliert der bewaffnete Konflikt. Wenn er nicht gelöst wird, rückt auch ein umfassender Friedensvertrag in weite Ferne. Die Regierung in Khartum beschuldigt Islamisten und das Nachbarland Eritrea der Destabilisierung

VON DOMINIC JOHNSON

Während die Friedensverhandlungen für Südsudan voranschreiten, verdüstert die Eskalation des Krieges im Westsudan die Friedensperspektiven. Hilfsorganisationen in der Region Darfur an der Grenze zu Tschad waren gestern im Abzug begriffen, nachdem die Provinzregierung von West-Darfur eine nächtliche Ausgangssperre und ein Demonstrationsverbot verhängte. Zuvor waren Friedensgespräche zwischen der Regierung und der Darfur-Rebellenbewegung SLA (Sudan-Befreiungsarmee) zusammengebrochen.

Von den rund sechs Millionen Einwohnern Darfurs – ein Fünftel der Bevölkerung des Sudan – ist jeder Neunte auf der Flucht. Die SLA trat im Februar zusammen mit der kleineren JEM (Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit) als „Widerstandsbewegung“ gegen „ethnische Säuberung und Völkermord“ in Erscheinung. Im wüstenhaften Darfur rekrutierte Sudans Zentralregierung in den 80er-Jahren arabische Milizen, um im Südsudan das Dinka-Volk zu terrorisieren, Hauptstütze der südsudanesischen Rebellenbewegung SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee), mit der die Regierung inzwischen Friedensgespräche führt. Diese Milizen bekämpfen heute Bauernvölker in ihrer Heimat, und einige von ihnen streiten sich auch mit der Zentralregierung, seit diese versucht, sie zu entwaffnen.

Die SLA reklamiert ihre Zugehörigkeit zu Sudans bewaffneter Opposition unter Führung der SPLA. Die Regierung wiederum behauptet, sie erhalte Unterstützung aus Eritrea sowie aus dem Umfeld des Islamistenführers Hassan al-Turabi, dessen Anhänger mit dem neuen US-freundlichen Kurs von Sudans Präsident Omar al-Baschir nicht einverstanden sind. Die regierungstreuen Milizen, in Darfur auch „Peschmerga“ genannt, werden nach Rebellenangaben zum Teil im Tschad angeheuert, dessen Präsident Idriss Déby mit Sudans Regierung verbündet ist. Allerdings gehört sein Zaghawa-Volk zu den Opfern der Regierungsmilizen in Darfur, was seine Situation verkompliziert.

Ein Waffenstillstand in Darfur brach vor wenigen Wochen zusammen, und Versuche, ihn wiederzubeleben, sind bislang gescheitert. Stattdessen wird der Krieg brutaler. Amnesty international berichtet unter Berufung auf Augenzeugen von „Milizen mit Kalaschinikow-Gewehren und Panzerfäusten, oft in grünen Armeeuniformen, die Dörfer plündern, Häuser und Ernten abbrennen und Menschen und Vieh töten“. Bei Feldzügen der Milizen gegen die Völker der Fur, Zaghawa und Massalit sollen mindestens 3.000 Zivilisten getötet und über 670.000 vertrieben worden sein – 75.000 davon in den Tschad. Der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, nannte die Lage in Darfur vor zwei Wochen „eine der schlimmsten der Welt“.

Vergangene Woche forderte die zivile Opposition in Khartum, die Darfur-Krise in die laufenden Friedensgespräche für Südsudan im kenianischen Naivasha einzubeziehen. Bei diesen soll heute ein Teilabkommen über die paritätische Aufteilung der Ölexporteinnahmen des Sudan zwischen der Zentralregierung und der zukünftigen Autonomieregierung im Süden unterzeichnet werden. Immer mehr Beobachter der Gespräche meinen allerdings, dass ein Abschluss der Naivasha-Friedensgespräche erst möglich ist, wenn auch der Krieg in Darfur endet.