Die Melkmaschine Hamburgs
DOKUMENTARFILM Für „Empire St. Pauli“ haben die Regisseure mehr als 50 Interviews mit Menschen aus dem Stadtteil geführt. Heute ist Premiere
Die blonde Dame mit dem Mikro in der Hand ist aufgeregt. „Warum ist St. Pauli und der Hafen für uns in der touristischen Vermarktung so wichtig?“, fragt sie und gibt sich die Antwort selbst: „Sie bringen die meisten Besucher. Jährlich sind es 25 Millionen, die hier eine Menge Geld lassen. Wir müssen das Image des Viertels aber noch aufbessern. St. Pauli könnte ein boomender Stadtteil werden.“
Die blonde Dame heißt Bettina Bunge und arbeitet bei der „Hamburg Tourismus GmbH“. Ihre Perspektive auf den Stadtteil St. Pauli ist eine von vielen, die in dem Dokumentarfilm „Empire St. Pauli – von Perlenketten und Platzverweisen“ vorkommen. Heute hat der Film im Künstleratelier Skam Premiere .
„Empire St. Pauli“ besteht aus über 50 Interviews, die die Regiesseure Irene Bude und Olaf Sobczak geführt haben. Zu Wort kommen Künstler, Gastwirte, Rechtsanwälte, Manager, Bauprojektentwickler, Investoren und immer wieder die Anwohner. Sie alle sprechen über die Entwicklung des ehemals armen Stadtteils hin zu einem Stadtteil für Besserverdienende.
Da sind zum Beispiel Sigrid und Hermann, die ihre Eckkneipe schätzen und sich wundern über die Preise in den neuen Gaststätten. Da ist der Anwohner, der nicht verstehen kann, was die Komfort-Wohnanlage in unmittelbarer Nähe zum Strich soll. Und da ist Matthias Pirschel von der Strabag, die das Bürogebäude namens Tanzende Türme baut. In denen soll es oben eine Gastronomie geben, „wo sich vielleicht nicht jeder Bewohner St. Paulis ein vollständiges Essen leisten kann, sicher aber genussvoll sein Bier trinken kann“.
Neben den Mietpreisen und den Neubauten sind es die Events, die St. Pauli verändern. Solche wie Hafengeburtstag, Harley-Davidson-Days, Schlagermove oder Welt-Astra-Tag, über die Autor und Musiker Rocko Schamoni sagt: „Alles was dumm und scheiße ist, findet hier statt. St. Pauli ist die Abmelkmaschine Hamburgs.“ KLI
Premiere: 7. 5., 19.30 Uhr im Skam; nächste Aufführungen: 14. 5., 20 Uhr, Lichtmeß-Kino; 16. 5., 19 Uhr, Holstenschwemme; 18. 5., 20 Uhr, Doppelschicht;