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Vorne fehlt der Hunger

Mal wieder überlegen, mal wieder nur ein Punkt: Werder Bremen geht mit einem 1:1 gegen Kaiserslautern in die Winterpause – während Fabian Ernst zum Saisonende zu Schalke wechselt

aus Bremen von Klaus Irler

Tiefer Seufzer. „Wir haben alles gegeben, haben uns reingekniet, haben uns über 90 Minuten bemüht und haben uns für den Aufwand nicht selbst belohnt“ sagt Werder-Trainer Thomas Schaaf nach dem 1:1 gegen Kaiserslautern und der Ton, den er voranschickt, ist geboren aus Überdruss.

Immer wieder dieser Satz vom nicht belohnten Einsatz oder den zu spät geschossenen Toren, immer wieder eine Werder-Elf, die es aufgrund ihrer Überlegenheit eigentlich hätte packen müssen. Das war gegen Leverkusen so, gegen Berlin und gegen den HSV – mit dem Unterschied allerdings, dass Bremen gegen Kaiserslautern nicht erst in der Schlussphase erwachte, sondern von Beginn präsent war.

Half aber alles nichts, blieb alles zu hemdsärmelig, zu unentschlossen und Schaafs Erklärung dafür war: „Ich glaube, dass man Micoud nicht ersetzen kann.“ Denn der Ideengeber blieb aufgrund von Rückenproblemen auf der Bank. Statt Micoud spielte Davala (der am 0:1 nicht ganz unschuldig war) und die Rolle des Regisseurs übernahm Tim Borowski. Keine wirkliche Option – Schaaf aber zeigte sich wie in den vergangenen Wochen hartnäckig angetan von seinem Team: Die Mannschaft habe insgesamt „unheimlich gut funktioniert“ und sich trotz aller Ausfälle „immer wieder zusammengefunden“.

Mit finalem Torhunger gespielt aber hat Bremen erst nach Lauterns Führung in der 48. Minute, nachdem Dimitrios Grammozis auf der rechten Seite Borowski und Stalteri stehen ließ und in Bremens Strafraum Carsten Jancker sah, für den sich Ismaël und Davala nicht recht interessieren wollten. Jancker wuchtete seine 93 Kilo in die Waagerechte, ein Flugkopfball, unhaltbar für Reinke. Ab da wurde die Partie spannend: Sturmlauf Werder, Lauterns Abwehr bröckelte zusehens und Borowski hebt in der 59. Minute den Ball über Lauterns Schlussmann Thomas Ernst, gefühlvoll, nach direkter, schneller Kombination mit Fabian Ernst. Rätselhaft bleibt, wieso Werder zu solchen Spielzügen in der Lage ist, dafür aber aus insgesamt 28 weiteren Torschüssen und 14 Ecken nichts macht – das Glück der letzten Minuten, das Werder vergangenes Jahr noch zur Herbstmeisterschaft trug: Diese Saison blieb es aus.

Zudem ist seit Samstag offiziell bestätigt, dass Leistungsträger Fabian Ernst am Saisonende ausgerechnet zu Schalke 04 wechseln wird, also den Ex-Werder-Stars Ailton und Mladen Krstajic nachfolgt. Ironie des Schicksals: Beim ersten Spiel nach der Winterpause trifft Bremen gleich mal – auf Schalke.

Und es gibt ein Minimalziel für die laufende Saison. „Wir müssen im nächsten Jahr wieder im internationalen Wettbewerb dabei sein“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs. Während der Winterpause werde man schwerpunktmäßig arbeiten „am Zusammenwirken der einzelnen Mannschaftsteile. Und daran, aus den Standardsituationen noch mehr zu machen. Und wir müssen gucken, dass wir weniger Tore kassieren. Das ist eigentlich schon alles.“ Frohe Weihnachtsarbeit, Werder!

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