Eine winzige Flasche Öl

Das jüdische Lichterfest Chanukka findet fast zeitgleich mit Weihnachten statt. Es erinnert an eine wundersame Öllampe. In Düsseldorf feierten über 600 Menschen in TV-Promi-Disco

Ein gutes Dutzend Sicherheitskräfte aus der Jüdischen Gemeinde überprüfen jeden Gast und stellen Fragen

VON HOLGER ELFES

An Wundern mangelt es nicht zum Ende des Jahres. Während Christen mit Weihnachten der Geburt des Gottessohnes Jesus gedenken, feiern Juden ungefähr um die selbe Zeit Chanukka, um an eine wundersame Öl-Vermehrung zu erinnern. 164 v.Chr. weihte Juda Makkabi den Jerusalemer Tempel nach seiner Schändung durch die hellenistischen Besatzer neu und ließ mit nur einem winzigen Fläschchen Öl den Tempelleuchter volle acht Tage leuchten.

So will es die Überlieferung. Weltweit feiern Juden daher ihr Lichterfest Chanukka mit Gottesdiensten, Bällen und Partys als Ausdruck des nationalen Widerstandswillens. Eine der größten Partys stieg am letzten Dienstag in Düsseldorf, das mit rund 7.000 Gemeindemitgliedern zu einem der wichtigsten jüdischen Zentren Mitteleuropas geworden ist. Aus ganz NRW kamen über 600 junge Erwachsene, um beim feierlichen Lichterzünden und nachfolgenden Abtanzen dabei zu sein.

Organisiert wurde die Fete von Tanja Rubinstein-Horowitz, Sabina Rubina und Wladislaw Korenblum vom Düsseldorfer Club „Kesher“ (hebräisch für Verbindung) mit Unterstützung des jüdischen Landesverbandes Nordrhein. Seit über zwei Jahren sind die Veranstaltungen des Clubs beliebte Treffpunkte vieler junger Juden in der Region. Für die Party wurde eine der zur Zeit angesagtesten Diskos Düsseldorfs - die „Nachtresidenz“, die auch aus verschiedenen TV-Boulevard-Magazinen bekannt ist - angemietet. Dass solche Veranstaltungen von Normalität noch weit entfernt sind, wurde schon am Eingang klar: dort wurden die Besucher schon von einem riesigen Sicherheitsaufgebot erwartet. Ein gutes Dutzend Sicherheitskräfte aus der Jüdischen Gemeinde überprüften sorgfältig jeden Gast, seine Taschen und Mäntel, stellten Fragen. Das ganze erinnerte an Flughafen-Sicherheitschecks bei Israel-Reisen.

Vor der eigentlichen Party zündet der Gemeinde-Vorsitzende Esra Cohn die Chanukka-Kerzen an, Kantor Mosche Chamowski spricht ein Gebet und trägt jüdische „Hits“ wie Hava Nagila vor. Danach gibt es kein Halten mehr für die Gäste, die sich auf die Tanzfläche und an die Bars stürzen. Zwei Sängerinnen, die Russin Lolja mit russischen Hits wie dem Banditen- Lied „Murka“ und die Israelin Dganit Daddo mit israelischen Pop-Liedern, sorgen für Stimmung. Der Star des Israeli National Theatre begeistert mit Melodien in Ladino, dem Dialekt der sefardischen Juden, Musik der zionistischen Bewegung und zeitgenössischer israelischer Folklore. Dem Publikum gefiel‘s. Ausgelassen und mit viel Temperament tanzte man durch die Nacht. Wie jede jüdische Veranstaltung bot auch die Disko wieder eine Gelegenheit, sich kennenzulernen oder wenn man Glück hatte, einen Partner fürs Leben zu angeln. Bei der Vielzahl der Besucher standen die Chancen dafür gar nicht mal so schlecht. Am Ende sind nur diejenigen traurig geblieben, denen es nicht gelungen ist.

Sie können ihr Glück wieder im nächsten Jahr beim großen Düsseldorfer Chanukka-Ball versuchen, bei dem mitunter über 1.500 Gäste anwesend sind.