: Schlag nach bei Fassbinder
Im Hebbel am Ufer versucht das Regieteam Harriet und Peter Meining das Funktionieren von Normalität sichtbar zu machen
Fassbinder war immer der Spezialist für Fassaden aller Art, besonders aber für die Art von Fassade, die man einmal „bürgerlich“ nannte. Mangels Gegenstück weiß man gar nicht mehr, wie man das nennen soll, um dessen Existenz man doch nicht herumkommt. Gerade jetzt, wo das Funktionieren spürbar wird, wo viele plötzlich von einer grundlosen Traurigkeit angefallen werden, während sie Besuche machen und tapfer lächeln. Im Fassbinder-Film „Warum läuft Herr R. Amok“ hält es einer nicht mehr aus, bei dem doch alles in Ordnung zu sein scheint, und das ist wahrscheinlich eben das Problem. Von diesem Film hat sich das Dresdener Regieteam Harriet und Peter Meining (alias norton.commander.productions) zu seinem Stück „Out of Control“ inspirieren lassen, das heute Abend im Hau 2 seine Berlin-Premiere feiert. Es geht um Mechanismen der Kontrolle, sichtbar gemacht durch eine Zerplitterung der Figuren, von denen großporige Körperoberflächen bleiben oder einfach nur Stimmen ohne Körper. Es ist ein Versuch, das Funktionieren sichtbar zu machen und dennoch darauf zu beharren, dass es einen Rest geben muss, der darin nicht aufgeht – und sei es nur als Gefühl einer unbestimmten Sehnsucht.