UNAUFGEFORDERT EINGESANDTE POST: DER GLÜCKSFALL 48 KULIQUARELLE

Oh ja, es trudelt vieles ein in einer Redaktion. Neben den professionellen Einladungen zu Vernissagen und anderen Veranstaltungen, neben den Vorschlägen für Rezensionen und dergleichen mehr. Meist handelt es sich bei dem, was sonst noch einläuft, um ziemlich verrücktes Zeug. Das muss man schon sagen. Selten freilich verrückt im positiven Sinn. Frank Lukas’ Kuliquarelle, die eines Tages auf dem Schreibtisch lagen, allerdings sind dieser Glücksfall. Allein die altmodische Courier-Schreibmaschinenschrift ist einfach hinreißend, mit der der 1963 geborene Künstler seine absonderlichen Texte auf seine Zeichnungen tippt. Nostalgisch wirkt sie, auch als Reminiszenz an Punk und eine wilde Typografie; gleichzeitig erscheint sie äußerst seriös, erinnert sie doch an Geschäftsbriefe, die mit der Courier-Schreibmaschine schlechthin, der legendären elektrischen IBM-Kugelkopfmaschine geschrieben wurden. Doch hätte man damit Zeilen wie diese erhalten: „es fing eigentlich damit an dass rolf seinen einkaufswagen selber gebaut hatte“? Oder folgende Statistik: „19 % aller hausfrauen geben zu beim staubsaugen immer mal wieder den sauger hochzuheben weil das motorengeräusch dann lauter wird“? Etwas flunderhaft sieht er ja aus, der elektrische Staubsauger, den Frank Lukas da aufs Papier gekritzelt hat, mit Kuli, also Kugelschreiber, das muss man eingestehen. Und auch die Dame, die ihn führt, lässt in ihrer Haltung zu wünschen übrig. Dafür trägt sie ein ausgesprochen hübsches, mit einem grünen Buntstift gemaltes Minikleid, das alle Mängel aufwiegt. Der Charme der Zeichnungen entspricht also ganz dem Charme der meist doch recht überraschenden Beobachtungen, die Frank Lukas dem Alltag entreißt. „elroy und eddi hatten wieder einen heiklen auftrag bekommen um gelöster zu wirken nahmen sie das bunte auto“. Auch hier taucht das Grün wieder auf, das man vom Minikleid her kennt. Es zieht sich durch die ganze Serie der 48 Kuliquarelle, die Lukas nun in einer Auflage von 500 hat drucken lassen, genauso wie die bräunliche Wasserfarbe und das blasse, edle Gold. Schön in eine solide Pappschachtel verpackt, ist es ein Vergnügen, die Zeichnungen anzuschauen, und ganz nebenbei helfen sie beträchtlich mit den sonstigen Merkwürdigkeiten des Alltags ganz souverän umzugehen. Denn: „man braucht eine sache nur lange genug anzuschauen zuerst wird sie nebulös dann schleierhaft und schließlich völlig unklar.“ Und damit ist doch jedes Problem gelöst, nicht wahr? (Außer vielleicht der Frage: Wie kommt man an die 48 Kuliquarelle für 24 €? E-Mail lukas-sakul@web.de) WBG