: U4 zur Strecke gebracht
Vom Jungfernstieg nonstop zum Überseequartier: U-Bahn in die Hafencity soll auf neuer Trasse doch gebaut werden. In sieben Jahren soll sie fahren – aber nicht nach Steilshoop
Die Planungen für die U-Bahn zwischen Innenstadt und Hafencity sind um eine weitere Skurrilität reicher. Die neue Strecke, auf die Senat und Hochbahn (HHA) sich gestern verständigten, soll vom Jungfernstieg in schwungvollem Bogen zu einer neuen Haltestelle Überseequartier auf dem Grasbrook führen. Nonstop – denn Bahnhöfe unterwegs etwa am Großneumarkt oder auf dem Kehrwieder – sind nicht vorgesehen. Was Bausenator Michael Freytag (CDU) nicht anficht: „In nur drei Minuten“, schwärmt er, rausche die U4 ab 2011 durch den Hamburger Untergrund.
Vom Tisch ist damit die bisherige Planung, die U4 durch die Mönckebergstraße zu führen und am Rathausmarkt in die Hafencity abzweigen zu lassen. Dieses Vorhaben, von Senat und CDU jahrelang als „optimale Lösung“ beschworen, scheiterte am Einspruch von Handelskammer und Einzelhandel. Umsatzeinbußen durch dreijährige Bauarbeiten in der Einkaufsmeile hatten die dort ansässigen Kaufhäuser mit Prozessen und Schadenersatzforderungen drohen lassen.
Nach Prüfung von 34 Varianten sei auch die HHA „zu einer sehr deutlichen Empfehlung“ für die Jungfernstieg-Trasse gekommen, wie ihr Chef Günter Elste erläuterte. Letztlich seien nur zwei Optionen in Frage gekommen. Die Linie über Mö und Rathausmarkt sei zwar „in verkehrlicher Hinsicht die bessere“, so Elste. Angesichts der „Verfahrensrisiken“ durch eine aufsässige Kaufmannschaft jedoch sei der Lösung Jungfernstieg „in der Gesamtbetrachtung der Vorzug zu geben“. Die Strecke ist zwar etwas länger, die Baukosten aber sollen mit etwa 255 Millionen Euro gleich bleiben.
Als Optionen verbleiben die vom Senat gewünschte „konzeptionelle Berücksichtigung“ einer Verlängerung nach Süden Richtung Harburg sowie einer Weiterführung nach Steilshoop. Diese würde über Hauptbahnhof-Nord, Berliner Tor und Barmbek machbar sein. Planungen oder gar Termin- und Kostenberechnungen dafür aber liegen weiterhin nicht vor.
Sehr zum Ärger von SPD und GAL. Die glauben aber eh nicht an den Willen der CDU, diese Anbindungen zur Strecke zu bringen. Sven-Michael Veit