piwik no script img

Archiv-Artikel

Weitere Stellenreduzierung bei der Bahn

9.000 Jobs bedroht. Tarifverhandlungen für 150.000 Beschäftigte zwischen Vorstand und Gewerkschaft. Arbeitnehmervertreter akzeptieren Senkung der Lohnkosten um 5,5 Prozent. Keine Kündigungen

BERLIN dpa ■ Bei der Deutschen Bahn AG geht der Personalabbau im Zuge der Sanierung weiter. Im nächsten Jahr sollen etwa 9.000 Stellen wegfallen. Angesichts anhaltender Schwierigkeiten im Güter- und Fernverkehr hatten die Gewerkschaften wiederholt vor dem Verlust einiger tausend Jobs beim bundeseigenen Konzern gewarnt. Ein Bahnsprecher gab gestern keinen Kommentar ab.

Um einen Verzicht auf Entlassungen bis 2010 perfekt zu machen, trafen sich Vorstand und Gewerkschaften gestern in Berlin zur entscheidenden Runde in den Tarifgesprächen. Dabei geht es um 150.000 Mitarbeiter. Insgesamt zählt der Konzern mitsamt der Fracht-Tochter Stinnes derzeit 242.000 Beschäftigte. Vor zehn Jahren waren es ohne Stinnes noch über 340.000.

Nachdem sich Bahnchef Hartmut Mehdorn und der Vorsitzende der Eisenbahnergewerkschaft Transnet, Norbert Hansen, optimistisch geäußert hatten, wird allgemein mit einer Einigung gerechnet. Zuletzt hatten sich die Gewerkschaften GDBA und Transnet auf Eckpunkte verständigt, nach denen die Arbeitskosten um 5,5 Prozent gesenkt, betriebsbedingte Kündigungen bis 2010 aber ausgeschlossen werden sollen. Zudem soll eine Mitarbeiterbeteiligung an eventuellen Gewinnen des Unternehmens eingeführt werden, die Mehdorn für kommendes Jahr anvisiert. Ferner geht es um einen Flächentarifvertrag, der Dumpinglöhne bei der Konkurrenz der Bahn verhindern soll. Der Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung soll bis Ende 2010 laufen. Darunter fallen nach Angaben der Gewerkschaften erstmals alle Arbeitnehmer, die länger als fünf Jahre bei der Bahn tätig sind. Es soll auch ein Qualifizierungs-Tarifvertrag abgeschlossen werden, in dem Fragen der Fort- und Weiterbildung sowie der Umschulung geregelt werden sollen.

Die Senkung der Arbeitskosten soll laut Bahn primär durch eine Erhöhung der Arbeitszeit erfolgen. Dabei sollten die Mitarbeiter ein Wahlrecht für ihre individuelle Jahresarbeitszeit erhalten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), die vor einigen Wochen aus den Gesprächen ausgestiegen war, schloss sich inzwischen wieder den beiden anderen Arbeitnehmerorganisationen an. Zu Meldungen vom Montag, dass die Bahn bis 2009 rund 8.000 Stellen abbaue, nahm das Unternehmen gestern nicht Stellung.