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Archiv-Artikel

Baden in der Menge

WELTMUSIK-FESTIVALS Die musikalische Landkarte der Republik ist bunt geworden. Ein Überblick über die Highlights der Saison

Im September treten in Berlin die 17 Finalisten beim Weltmusik-Wettbewerb „Creole“ an

Ob die Saison mit Sonnenschein startet, hängt vom Wetter ab. Heiß wird’s auf den Welmusik-Festivals aber auf jeden Fall.

Am Pfingstwochenende ist in Berlin der Karneval der Kulturen (29. Mai bis 1. Juni) angesagt, wo vier Tage lang die buntesten Bands der Stadt aufspielen. Der Straßenumzug zieht am Pfingstsonntag durch Kreuzberg.

Zeitgleich steigt in Würzburg das Africa-Festival (29. Mai bis 2. Juni), dessen Programm sich wie ein „Who’s who“ des Kontinents liest. Neben Stars wie Oumou Sangaré und Salif Keita aus Mali, Touré Kunda aus dem Senegal und Khaled, dem „König des Rai“, sind auch einige Newcomer aus Südafrika dabei, die einen Vorgeschmack auf das kulturelle Rahmenprogramm zur Fußball-WM 2010 am Kap geben werden.

Ebenfalls am Pfingstwochenende zelebriert Moers sein Festival für improvisierte Musik, das auch immer wieder gerne Künstler präsentiert, die eine lokale Koloratur in ihre Improvisationen mischen – dieses Mal etwa die Songwriterin Rokia Traoré aus Mali und den Gitarristen Timucin Sahin mit seinem bundlosen Saiteninstrument.

Schon dieses Wochenende beginnt das Weltnacht-Festival in Bielefeld und Umgebung, das sich fast bis in den Herbst hinein erstreckt (8. Mai bis 16. September). Zum Auftakt erscheint der Songwriter Habib Koité aus Mali, es folgen u. a. der Watcha Clan aus Marseille und die Sängerin Virgina Mukwesha aus Simbabwe. Höhepunkt ist der Carnival der Kulturen, der am 6. Juni durch Bielefeld zieht.

Das Haus der Kulturen der Welt in Berlin ruft eine neue Veranstaltungsreihe namens „Lebenslinien“ ins, nun ja, Leben. Vom 14. bis 16. Mai widmet man sich hier der südafrikanischen Saxofon-Legende Hugh Masekela mit Filmen und Konzerten, etwa von Joy Denalane und Jazz Jamaica, am Ende gibt sich der Mann dann selbst die Ehre.

Wer Hugh Masekela hören und sehen möchte, kann das aber auch beim Masala-Festival in Hannover tun. Vom 6. bis 17. Mai sind dort u. a. auch das Ensemble von Alim Qasimov aus Aserbeidschan und der britisch-marokkanische Elektronik-Derwisch U-Cef zu Gast – Letzterer schmeißt eine Party mit dem Soundfrickler Oojami aus Istanbul und der DJane Gülbahar Kültür vom Funkhaus Europa.

Vom 5. Juni bis zum 30. August heißt es in Berlin wieder einmal: Popdeurope! Die Veranstalter haben u. a. die schwedischen Piano-Pop-Sängerin Miss Li, den Bajofondo Tango Club aus Buenos Aires und den Watcha Clan aus Marseilles in die Arena am Spreeufer geladen.

Das rennomierte Stimmen-Festival in Lörrach lockt vom 14. 6. bis 26. 7. u. a. mit der kapverdischen Sängerin Sara Tavares, der Fado-Interpretin Cristina Branco und dem Chanson-Folk von Rupa & the April Fishes.

Das Kulturzelt lädt vom 26. 6. bis zum 9. 8. nach Kassel. Es eröffnet seine Saison mit der israelischen Sängerin Noa und ihrer palästinensischen Kollegin Mira Awad, die zusammen beim Eurovision Song Contest antreten, und beschließt seine Saison mit den 17 Hippies. Dazwischen wechseln sich die Volkslied-Chanteuse Tine Kindermann, das Salsa-Projekt Cubanissimo! und der Klezmer-DJ Socalled auf der Zeltbühne ab. Das Sommerfestival der Kulturen in Stuttgart (30. h6. bis 5. 7.) verspricht viel Vergnügen mit der afroperuanischen Band Nova Lima, der Orient-Sängerin Natacha Atlas und dem Elektro-Balkan-Crew von La Cherga, während das nahe gelegene Zeltival in Karlsruhe (2. 7. bis 2. 8.) mit dem Multiinstrumentalisten Nitin Sawhney, dem Bajofondo Tango Club und dem kubanischen Jazzer Roberto Fonseca auftrumpft.

Das Tanz- und Folkfest Rudolstadt blickt vom 3. bis 5. Juli nach Osten und bietet in seinem Russland-Schwerpunkt u. a. das Dmitri Pokrovsky Vokalensemble sowie die Band Huun Huur-Tu mit Anti Materija auf, außerdem trifft das Moskow Art Trio auf die Thüringer Symphoniker. Daneben haben sich etwa der slowenische Fun-Punker Magnificio und die Klezmer-Kapelle Brave Old World angesagt.

Beim Reggae Summer Jam in Köln (3. bis 5. Juli) geben sich nicht nur die Stars der deutschen Reggae-Szene ein Stelldichein, von Patrice über Martin Jondo und Nosliw bis zur deutsch-nigerianischen Funk-Sängerin Nneka. Auch Babylon Circus, Ozomatli, die Tuareg-Rockband Tinariwen und der westafrikanische Griot-Sänger Baaba Maal werden für einen ausgesprochen polyglotten Sound sorgen.

In der Kulturarena Jena werden zwischen dem 9. Juli und dem 23. August u. a. der kölsche Reggae-Star Gentleman, der Alpen-Rocker Hubert van Goisern und die franko-algerische Sängerin Soha erwartet.

Das illustre Bardentreffen in Nürberg glänzt, vom 31.7. bis 2.8. u.a. mit der tibetischen Sängerin Yunchen Lhamo sowie La Brass Banda, den Shooting-Stars der bayrischen Blasmusik-Szene.

Beim Chiemsee Summer Reggae Jam (14. bis 16. 8.) stehen Peter Fox, die Ohrbooten und die fabelhafte La Brass Banda aus Bayern auf dem Programm, während die SummerStage am Tanzbrunnen in Köln (23. 8.) zehn Jahre Funkhaus Europa feiert und dazu einige Stars der deutschen Szene aufbietet. Aber pssst! Der Rest ist noch geheim.

Weltmusik-Wettbewerb

Zum Schluss der Saison steigt, als Höhepunkt, vom 24. bis 27. September das Finale des Weltmusik-Wettbewerbs Creole. Rund 500 Bands und Musiker haben an acht (!) regionalen Vorausscheidungen teilgenommen. Die 17 Gewinner stellen sich in Berlin dem Urteil einer Fachjury, der u. a. die Sängerin Sally Nyolo, Womex-Chef Christoph Borkowsky sowie Francis Gay vom Funkhaus Europa angehören. Zu den Finalisten zählen die Band Safkan mit türkischem Rock, das Vokalduo Fjarill mit skandinavischen Weisen, die Sängerin Yara Linss mit Bossa-Nova-Interpretationen (Bayern) und das Trio The Shin mit kaukasischem Folkjazz.